Hi-Ho-Herz-Weihnachten          18.12.2021

 

Eine echte Detektivin hätte es wahrscheinlich schon früher rausgekriegt, aber jetzt kann ich mir endlich erklären, warum der Nikolaus einen ziemlich dicken Bauch hat. Vermutlich kommt es daher, dass nicht nur Fiete und ich ihm Kekse und warme Milch mit Honig neben unsere (sehr gut geputzten) Stiefel stellen, sondern auch alle anderen Kinder. Omas Vorschlag, dass man Kekse und Milch doch einfach durch Knäckebrot und ungesüßten Fencheltee ersetzen könnte, habe ich aber nicht in die Tat umgesetzt. So ein spindeldürrer Nikolaus sieht sicher ganz, ganz komisch aus. Sein Anzug schlabbert an ihm rum und seine Wangen sind so faltig wie der Hals einer Schildkröte. Nein, das lassen wir lieber mal bleiben. Außerdem ist Oma ja immer diejenige, die sagt, dass man gut essen muss, wenn man eine anstrengende Arbeit vor sich hat. Und da wäre es ganz und gar nicht in meinem Sinn, wenn der Nikolaus abgemagert und entkräftet von seinem Schlitten runterpurzelt und alle Kinder morgens traurig vor leeren Stiefeln stehen.

 

Außerdem habe ich in diesem Jahr sowieso andere Sorgen. Ein paar Kinder in meiner Klasse können noch nicht mal richtig schreiben und lesen, aber sie behaupten steif und fest, dass es keinen Nikolaus gibt – und einen Weihnachtsmann oder ein Christkind schon gar nicht. Sie sagen, kein Mensch könne so viele Geschenke basteln oder kaufen, verpacken und zu allen Kindern auf der Welt an einem Abend bringen.

 

Aber da haben wir schon den ersten Denkfehler. Der Nikolaus, der Weihnachtsmann und das Christkind sind doch keine normalen Menschen, nein, sie sind so was Ähnliches wie die Superheldin Ladybug oder Superman, nur noch viel cooler. Jeder der drei hat nämlich unglaubliche Zauberkräfte und ganz viele fleißige Wesen, die sich ums Basteln, Einkaufen und Verpacken kümmern. Dem Nikolaus helfen die Wichtel, dem Weihnachtsmann die Elfen und dem Christkind viele Engelchen. Und alle drei fangen schon direkt nach den Feiertagen an zu sparen, damit sie im Dezember des nächsten Jahres genug Geld beisammen haben, um die vielen Geschenke kaufen zu können.

 

Und außerdem: Wenn man etwas nicht sehen kann, dann bedeutet das ja noch lange nicht, dass es das nicht gibt. Hilfsbereitschaft, Hoffnung und Herzlichkeit zum Beispiel kann man genauso wenig sehen wie den Nikolaus, den Weihnachtsmann oder das Christkind. Aber das Gute und Schöne, das durch sie passiert, das kann man sehr wohl sehen.

 

So, und deshalb wünschen meine Oma und ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht nur frohe Weihnachten, sondern einen riesengroßen Weihnachtsschlitten... vollgepackt mit jeder Menge Hoffnung, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit.

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Alles Gute          20.11.2021

 

Man darf nicht so tun, als ob es die schlimmen Dinge überhaupt nicht gäbe. Aber es ist auch nicht gut, immer nur an sie zu denken. Denn so wie Obst und Gemüse gut sind für unseren Körper, sind schöne Gedanken und Dinge, über die man sich freuen kann, gut für unsere Seele. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, dass Sie heute eine Fenja-Kolumne zu lesen kriegen, in der es nur um gute Sachen geht. Die gibt es nämlich auch noch – und zum Glück gar nicht so wenig.

 

Wussten Sie zum Beispiel, dass der Riesenpanda nicht mehr auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten steht? Nein? Na, ist doch schön, dass Sie's jetzt wissen. Und auch aus unseren Gärten gibt es gute Nachrichten: Nachdem im Jahr 2020 leider viele Blaumeisen wegen einer Krankheit sterben mussten, sind in diesem Sommer wieder jede Menge kleiner Blaumeisenbabys zur Welt gekommen. Was ich auch richtig gut finde: Zwei deutsche Biologinnen haben eine ultraviolette Klebefolie für Glasflächen erfunden, die Vögel davor schützt, gegen sie zu fliegen. Die Menschen können diese Folie nicht sehen, aber den Vögeln rettet sie das Leben.

 

Und ja, es dauert noch eine Weile, die meiner Meinung nach zu lang ist, aber in Deutschland darf ab 2024 dieses schlimme Chemiezeugs, das sich Glyphosat nennt und das Menschen krank machen kann und Insekten tötet, nicht mehr benutzt werden. Aber Chemie muss nicht immer schlecht sein. Vor kurzem haben nämlich Forscher eine Tablette entwickelt, die Flusswasser innerhalb einer Stunde in gutes Trinkwasser umwandeln kann. Das freut mich sehr für die Menschen auf der Welt, die nicht wie wir jederzeit ganz selbstverständlich frisches sauberes Wasser bekommen können.

 

So, und wo wir gerade beim Thema Wasser sind: Was gute Nachrichten angeht, kann ich berichten, dass ich mittlerweile einen wunderschönen Aufnäher auf meinem Badeanzug habe – ein Seepferdchen! War sehr aufregend, aber gar nicht so schwer, wie ich dachte. Und Wasser hab ich auch fast überhaupt keins geschluckt. Was die Schule betrifft, da klappt alles prima. Nur die Warterei nervt ein bisschen. Ich hoffe sehr, dass bald der Tag kommt, an dem mir von der (übrigens sehr lieben) Lehrerin was erzählt wird, dass ich nicht eh schon lange weiß.

 

Und zum Schluss jetzt noch eine ganz besonders gute Nachricht: Nur noch 34-mal schlafen und dann ist Weihnachten!

 

Meine Oma und ich wünschen Ihnen eine schöne Zeit bis dahin... und natürlich alles, alles Gute.

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Glücksklee-August          11.09.2021

 

Hallihallo, hier bin ich schon wieder. Zum einen, weil es unter Ihnen so einige begeisterte OZ-Leserinnen gibt, die zu Oma immer sagen, dass sie von Fenja-Kolumnen nie genug bekommen können und zum anderen, weil ich in meiner letzten Kolumne versprochen habe, Ihnen von zwei weiteren Superpositivstress-Ereignissen im August zu erzählen.

 

Also, die tolle Ohrstecker- und die Reitstunden-Geschichte, die kennen Sie ja schon. Aber der Glücksklee hat insgesamt vier Blätter und deshalb erzähle ich Ihnen jetzt noch von zwei weiteren aufregenden Glücksfällen. Denn kaum hatte ich mein wunderbares Reitstundenerlebnis halbwegs verdaut, da stand schon das dritte Glückskleeblatt vor der Tür – und zwar in Form unseres vollbeladenen Autos, das uns zu einem wirklich sehr schönen Campingplatz am Edersee bringen sollte.

 

In Rekordzeit – Mama und Papa haben ja schließlich in den vergangenen Jahren an Nord- und Ostsee reichlich üben können – war unser Zelt aufgebaut und der Urlaub begann. Im wahrsten Sinn des Wortes ein richtiger Glücksfall war das. Denn ganz glücklich ließen wir uns in den kleinen, zum Campingplatz gehörenden Badesee fallen, nachdem unser Zelt eingeräumt und gemütlich gemacht worden war. Doch damit noch lange nicht genug. Es gibt da nämlich noch viele andere tolle Sachen. Zum Beispiel einen Spieltreff, wo eine richtige Bastel-Lehrerin den Kindern zeigt, wie man Holztiere, Windlichter und wunderschöne kleine Taschen bastelt und verziert. Und abends hat man sogar die Möglichkeit, an einer Fackelwanderung um den See teilzunehmen oder bei einem Lagerfeuerabend mit Gitarrenmusik dabei zu sein. Ach, der Kolumnenplatz ist viel zu klein, um alles zu erzählen! Aber die gerösteten, super leckeren Marshmallows und die köstlichen Stockbrote und Bio-Burger, frisch am Strand zubereitet, die darf ich als kleine Feinschmeckerin auf keinen Fall unerwähnt lassen.

 

Ja, aber wie Oma immer sagt: So schön es auch sei, irgendwann ist es vorbei. Doch der leise Abschiedsschmerz, der mich beim Nachhausefahren befiel, den hatte ich schnell überwunden, denn das vierte Glückskleeblatt, sozusagen der krönende Abschluss, stand mir am letzten Augusttag ja noch bevor: Meine Einschulung! Mein Herz bubberte noch lauter als bei den ersten drei Glückskleeblättern. Aber das konnte wohl keiner so richtig heraushören im Bubber-Konzert, das die insgesamt neunzehn frischgebackenen Schulkinder meiner Klasse veranstalteten.

 

So, und jetzt hat Oma bald nicht mehr so viel Arbeit. Denn anstatt ihr meine Kolumnen zu diktieren, schreibe ich sie in Zukunft selbst. Also freuen Sie sich schon mal auf mein Plaudern aus der Grundschul-Abteilung des kreßnerianischen Schreib- und Nähkästchens. Ich verspreche Ihnen – Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus...

 

Herzliche Grüße und bis bald

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Schön stressig          14.08.2021

 

Nachdem Oma mir erklärt hat, was der Unterschied zwischen positivem und negativem Stress ist, habe ich beschlossen, den August 2021 zu meinem persönlichen Superpositivstress-Monat zu erklären. Und wie ich meine treuen Leserinnen und Leser kenne, wollen sie nun natürlich auch unbedingt wissen, warum das so ist. Okay, dann fange ich jetzt mal ganz von vorne an.

 

Also, Anfang August kam zuerst mal ein zweifach aufregender Moment, der zwar ein bisschen wehgetan hat, mir aber Löcher in meinen Ohrläppchen und wunderschöne Ohrstecker in meiner Lieblingsfarbe bescherte. Und am darauffolgenden Wochenende bin ich dann samt meiner neuen Ohrstecker in Richtung Alsfeld aufgebrochen, um Ferien bei Oma und Opa zu machen. Das ist immer toll: Opa baut mit mir Playmobil-Friseursalons, Schwimmbäder und Spielplätze und Oma liest mir tolle Geschichten vor und wir backen zusammen Pizza und Lasagne.

 

Aber dieses Mal ist noch was ganz Obertolles passiert: Ich durfte meinen Geburtstags-Reitstunden-Gutschein einlösen und habe doch tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Pony gesessen, auf einem echten, lebendigen und sehr hübschen Altenburger Pony – oh je, ich war vielleicht aufgeregt! Aber Nanny, so heißt das Pony, war sehr lieb. Ganz ruhig ist es stehengeblieben, als ich es gestriegelt habe. Währenddessen hat Marlene, ein großes Mädchen, das schon eine richtige Reiterin ist, mir ganz viel erklärt. Zum Beispiel, dass Nanny zur Gattung der Ponys zählt, weil es kleiner als 148 Zentimeter ist, und Fliegenschimmel genannt wird, weil es ein weißes Fell mit vielen kleinen schwarzen Pünktchen hat – was übrigens wunderschön aussieht.

 

So, und dann hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Reithelm auf dem Kopf und mein Herz hat vor lauter positivem Stress so laut gebubbert, dass Nanny es bestimmt hören konnte. Ganz lieb und brav war das Pony, als ich dann über so ein kleines Treppchen in den Sattel gestiegen bin. Das hat wahrscheinlich deshalb auf Anhieb so gut geklappt, weil ich zuhause mit unserem Holzpferd im Garten schon ganz viel geübt habe. Und dann bin ich, während Marlene Nanny geführt hat, richtig lange geritten. Und was soll ich sagen - wir zwei haben das so gut hingekriegt, dass Nanny mit mir auf dem Rücken dann sogar noch mehrere Runden im Trab laufen durfte.

 

Ach, es war einfach toll! Und so geht es auch weiter in diesem unglaublich aufregenden Monat, denn zwei Absolutsuperpositivstress-Ereignisse stehen im August noch an. Aber davon berichte ich ausführlich in meiner nächsten Kolumne... also bleiben Sie mal schön gespannt, liebe Leserinnen und Leser.

 

Herzliche Grüße

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Orangekehlchen          05.06.2021

 

Was ist es doch für ein Glück, dass es auf dieser Welt so viele schöne Dinge gibt. Okay, auf dieses oberblöde Coronavirus, da hätte ich wirklich gut verzichten können. Aber gerade, wenn so etwas passiert, ist es wichtig, dass man sich auf gute und schöne Dinge konzentriert, die selbst so ein böses Virus nicht vertreiben kann. Die Natur zum Beispiel mit ihren wunderbaren Farben. Ich weiß, viele Leute sagen, es sei Unkraut, aber ist sie nicht bezaubernd schön, so eine gelbe Löwenzahnblüte? Und die Verwandlung in viele winzige Fallschirme, ist das nicht ein kleines Wunder? Ich finde schon.

 

Quer über unseren Garten haben Mama und Papa jetzt ganz viele Wäscheleinen gespannt. Nein, haha, das war Spaß – es sind Schnüre, um die sich fleißig die Ranken des Blauregens winden. Nicht nur den Bienen und Hummeln, nein, auch mir gefällt diese Pflanze sehr gut. Nur mit dem Namen, da habe ich so meine Probleme. Blau sollen die Blüten sein? Die sind doch nicht blau, sondern ganz klar lila. Vergissmeinnicht-Blüten, die sind blau. Ach, liebe Vergissmeinnicht-Pflanze, da hast du aber Glück gehabt, dass keine Farbe in deinem Namen vorkommt. Der, der dem Blauregen seinen Namen gegeben hat, der wäre vielleicht imstande gewesen, dich Vergiss-mein-lila-nicht zu nennen.

 

Doch ganz egal ob blau oder lila – wunderschön sind die Blüten auf alle Fälle. Und noch viel mehr unzählige kleine und große Wunder leben und wachsen in der Natur. Die können sogar manchmal richtig mutig sein. Rotkehlchen zum Beispiel. Hat ein Paar doch jetzt tatsächlich direkt neben Omas und Opas Terrassentür im Efeu ein Nest gebaut. Da ist vielleicht was los! Die Rotkehlchen-Eltern gönnen sich keinen Moment Ruhe. Den ganzen Tag fliegen sie ohne Pause hin und her, um ihre Kleinen zu füttern. Das muss man sich ungefähr so vorstellen, als ob Mama und Papa von morgens bis abends immer zwischen dem Johannisbeerstrauch im Garten und Fiete und mir im Haus hin- und herlaufen würden, um uns jedes Mal ein kleine Johannisbeere zu bringen. Oh je!

 

Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass der farbenblinde Namensgeber des Blauregens auch dem Rotkehlchen seinen Namen gegeben hat. Denn was bitteschön ist an einem Rotkehlchen rot? Seine Brustfedern sind doch eindeutig orange. Na ja, aber ich will mal nicht so sein. Hauptsache, die Menschen bewahren ihr Staunen über diese bezaubernd bunte Welt... und deshalb wünsche ich Ihnen von Herzen einen wunderbar bunten, schönen und gesunden Sommer!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

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Auf der Lauer          19.12.2020

 

Mal ehrlich, das trauen Sie mir doch nicht wirklich zu, dass ich Ihnen die Zunge rausstrecke, oder? Würde ich niemals tun, dafür kann ich meine treuen Leserinnen und Leser doch viel zu gut leiden. Nein, die Zunge, die strecke ich dem gemeinen, oberdoofen Coronavirus raus. Wenn dieses hinterhältige Biest auf die Idee kommen sollte, über das Christkind herzufallen, dann kann es was erleben! Was genau, weiß ich jetzt zwar noch nicht, aber es wird mir sicherlich was ganz Schlimmes einfallen. Und mein Bruder Fiete hilft mir dabei, hat er gesagt. Das wird dann ziemlich unangenehm für das Virus, denn Fiete ist Tschakka-Meister, was zu bedeuten hat, dass er immer alles schafft. Also, du blödes Virus, leg dich besser nicht mit uns an!

 

Ja, denn es wäre echt blöd, wenn das Christkind krank würde. Dann könnte ja gar kein richtiges Weihnachten sein und Geschenke gäb's auch keine. Am schlimmsten aber wäre, dass ich dieses wunderschöne Gefühl dann sicher nicht bekäme. Ein bisschen habe ich das schon mehrere Tage vor Weihnachten, aber am Morgen des Heiligen Abends, da wird es ganz stark. Und fast nicht mehr zum Aushalten ist es, wenn Mama, Papa, Fiete und ich dann im Dunkeln unseren Heiligabend-Spaziergang durch die Altenburger Straßen machen, um all die schönen Weihnachtslichter in den Fenstern und Gärten zu bewundern. Im Stillen haben wir auch letztes Jahr wieder gehofft, beim Spaziergang irgendwo ein Zipfelchen vom Christkind zu entdecken, aber bis auf ein bisschen Goldstaub von seinem Kleidchen auf Omas und Opas Terrasse war nichts zu finden. Na ja, mal sehen, vielleicht haben wir ja dieses Jahr mehr Glück.

 

Es gibt nur zwei Dinge, die ich nicht so recht verstehe. Oma und Opa sind ja ansonsten noch ziemlich fit, aber jedes Jahr am späten Nachmittag des Heiligen Abends werden sie schlagartig unheimlich müde. So müde, dass sie uns bei unserem Spaziergang nicht begleiten können. Und es ist echt verflixt: Immer kommt das Christkind ausgerechnet dann, wenn wir unterwegs sind. Irgendwie komisch. Aber ich habe schon so eine Ahnung. Mehr noch, ich bin mir ziemlich sicher, dass Oma und Opa mich dieses Jahr an Weihnachten anstecken werden. Dann werde ich sooo müde, dass ich kaum noch stehen kann und mich hinlegen muss – und zwar nicht ins Bett, sondern auf die Lauer.

 

Von Herzen wünschen meine Oma und ich Ihnen ein schönes Weihnachtsfest, alles Gute für das neue Jahr, bleiben Sie gesund und tschakka... wir werden das schaffen!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Seltene Schalentiere          18.07.2020

 

Mindestens so sehr wie auf Weihnachten habe ich mich auf unseren diesjährigen Ostseeurlaub gefreut. Schon einige Nächte vorher konnte ich vor Aufregung nicht mehr richtig schlafen. Und Fiete, dem ich Bilder von der Ostsee gezeigt habe, damit er weiß, was da Tolles auf ihn zukommt, auch nicht. Aber dann war es endlich soweit, das Abenteuer konnte beginnen – mitten in der Nacht!

 

Fiete, unsere kleine Schlafmütze, hat so gut wie nichts davon mitgekriegt und Bobo Siebenschläfer, sein Kuscheltier, genauso wenig. Aber als er dann später mit Bobo im Arm die großen Schiffe im Hamburger Hafen gesehen hat, an denen wir mit einem kleinen Schiff vorbeigefahren sind, da waren beide plötzlich putzmunter und hellwach. Und danach haben wir noch was Spannendes unternommen: Wir sind durch den alten Elbtunnel gelaufen. Der ist von innen gekachelt wie ein Badezimmer. Bestimmt haben die Leute, die ihn gebaut haben, das deshalb gemacht, weil obendrüber die Elbe fließt und dort manchmal, wie auch bei Fiete und mir, wenn wir in der Wanne sitzen, ein bisschen Wasser überschwappt.

 

So, und dann ging's weiter an die Ostsee, genauer gesagt an den wunderbaren Darß. Da ist es vielleicht schön! Dort wachsen Wälder bis an den Strand und es gibt einen tollen Leuchtturm, zu dem wir mit den Fahrrädern gefahren sind und anschließend mit der Pferdekutsche ganz gemütlich durch den wunderschönen Nationalpark. Das war sehr spannend und auch ziemlich lustig, denn die ganze Fahrt über konnten die Pferde nicht aufhören, immer wieder laut zu pupsen. Keine Ahnung, was die zum Mittagessen bekommen haben, aber vielleicht sollte man die Bohnen besser mal weglassen.

 

Ach ja, so ein Nationalpark ist echt was Tolles. Da wird die Natur geschützt und man kann viele Tiere sehen. Den Seeadler zum Beispiel, den die Menschen fast schon mal ausgerottet hätten. Und wo wir gerade beim Thema seltene Tiere sind: Auf den Zinnen unserer großen Sandburg, die Fiete und ich am Strand gebaut haben, waren neben unseren Quietscheentchen zwei große schöne Bananenkraken-Exemplare zu sehen. Papa hat sie fotografiert. Aber das wird leider nicht reichen, um sie als „Octopus kreßnerianicus“ in den Tier-Almanach eintragen zu lassen. Denn zum einen sind sie danach im Abfalleimer gelandet und zum anderen glaubt uns wohl kein Mensch, dass Bananenschalen so einen wichtigen Eintrag verdienen. Na ja, nicht so schlimm. Der Urlaub war auf alle Fälle einfach toll. Oma hat mich gefragt, was ich am allerschönsten fand: Ach, von Sandburgen über Backfischbrötchen und Kuscheln im Zelt bis zur Pferdepupserei... alles, einfach alles!

 

Ganz liebe Nachurlaubsgrüße von

Ihrer Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Pfingstmarkt-Feeling          06.06.2020

 

Die Erwachsenen sagen uns Kindern ja häufig nach, dass wir über jede Menge Vorstellungskraft verfügen. Das stimmt. Zum Beispiel beim Urlaub spielen am Teich in Omas und Opas Garten. Der Teich wird dann zur Ostsee und das kleine tragbare Playmobil-Haus, das Opa mir geschenkt hat, wird als Ferienhaus auf die Terrasse direkt an den Ostsee-Teich gestellt. Dort kann es sich die Playmobil-Familie dann auf Waschlappen-Stranddecken, die auf ein wenig Sand aus dem Sandkasten ausgebreitet werden, wunderbar gemütlich machen. Und haben alle sich genug unter dem Sonnenschirm ausgeruht, wird ein schöner Ausflug unternommen. Große und kleine Playmobilfiguren setzen sich ins wasserdichte Plastikschüssel-Boot, in dem die Insassen garantiert sicher sind vor den gefräßigen Goldfisch-Haien, die sich unter ihnen tummeln. Und sind dann alle wieder heil an Land angekommen, geht es in die nahe gelegene Freiluftgaststätte, die direkt am Rand des Zitronenmelisse-Waldes liegt. Dort sitzt die Playmobil-Familie an Steintischen und genießt wunderbare Rosmarin-Salbei-Schnittlauch-Menüs – manchmal auch mit lebendiger Fleischbeilage, wenn das ein oder andere Käferchen vorbeikommt und ebenfalls gerne am Mahl teilnehmen möchte.

 

Ja, Oma hat recht, wenn sie sagt, dass es sich mit viel Phantasie doppelt so schön leben lässt. Jetzt an Pfingsten hat sie das wieder mal unter Beweis gestellt. Da in diesem Jahr ja leider kein Pfingstmarkt stattfand, hat sie sich kurzerhand eine von Fietes Windeln auf den Kopf gesetzt und Fiete und mich, während sie ganz gruselige Geräusche von sich gab, um den Wohnzimmertisch gescheucht. Das war die Geisterbahn. Und Opa hat den Garten in eine Autoscooter-Bahn umfunktioniert und Fiete mit seinem Dreirad affenzahnmäßig immer wieder um den Kirschbaum gefahren. Anstatt Dosen-Werfen gab's Seerosenblatt-Werfen mit einem kleinen Softball und anstatt Zuckerwatte durften wir Avocados essen, die lieben Fiete und ich nämlich mindestens genauso sehr.

 

Aber jetzt mal ganz ehrlich: Es wäre schon ein bisschen, na ja ziemlich, genaugenommen sogar sehr schön, wenn es nächstes Jahr wieder einen richtigen Pfingstmarkt gäbe. Oma gibt zwar kein so übles Gespenst ab, aber bei den echten bekomme ich doch noch ein bisschen mehr von dieser schön kribbligen Gänsehaut. Außerdem ist es auf dem Pfingstmarkt immer so toll bunt und es riecht so gut nach gebrannten Mandeln, Popcorn und leckeren Waffeln. Und noch einen weiteren Grund habe ich, nachdem es im vorletzten und letzten Jahr leider nicht geklappt hat: Ich will endlich mal all die durstigen blauen Schlümpfe sehen, die angeblich immer im Festzelt sitzen. Dann mache ich ein Beweisfoto – in der Kita glaubt mir das nämlich sonst garantiert keiner...

 

Ganz liebe Gesundbleib-Grüße von Ihrer

 

Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Der Sommerhase          11.04.2020

 

Na, da sind wir ja in einen schönen Schlamassel hineingeraten, was?! Kommt da so ein blödes, hinterhältiges Virus und stellt die ganze Welt auf den Kopf... oh, was bin ich sauer auf dieses kleine gemeine Monster! Es schleicht sich heimlich in den Körper der Menschen und macht sie krank. Wenn es wenigstens noch einen blauen Punkt auf der Nase von allen, die es überfallt, wachsen lassen würde, dann wäre jedem gleich an der Nasenspitze anzusehen, dass das Virus ihn erwischt hat. Gut, grüne Ohrläppchen wären auch okay. Hauptsache, man wüsste, dass jemand angesteckt wurde. Aber nein, dieser Winzling ist nicht nur böse und gefährlich, sondern auch noch heimtückisch, denn er versteckt sich im Hals und wartet, dass er beim Husten, Niesen oder sogar Sprechen unbemerkt auf das nächste Opfer überspringen kann.

 

Und deshalb wurde nun meinen Freundinnen und mir, obwohl wir (beim Leben von Benjamin Blümchen, der Eiskönigin und allen sieben Zwergen hoch und heilig versprochen) nicht das Geringste angestellt haben, der Kindergartenbesuch gestrichen. Doch das ist nicht so schlimm: Mama bastelt mit mir, Papa macht mit mir Turnübungen und Fiete unterhält mich mit Tanzeinlagen zu seinem Lieblingslied „Moin Moin, leeve Lüüd, ick bin Fiete“.

 

Was allerdings wirklich sehr schade ist: Wir können Oma und Opa momentan nicht besuchen. Aber sehen und hören können wir uns wenigstens – und zwar per Video-Anruf. Da führe ich Oma und Opa dann meine neuesten Tanzschritte vor und schicke ihnen Küsschen. Außerdem zeige ich ihnen neben superschwierigen Kletterübungen an meinem Hochbett alles, was ich Tolles gebastelt habe und außerdem, wie wunderbar mein Kinderzimmer aufgeräumt ist. Nur kuscheln können wir leider nicht miteinander. Aber das wird so bald wie möglich nachgeholt und Oma und Opa werden dann wieder von mir mit meinen gutartigen Kuschelviren, von denen ich ganz viele in mir drin habe, angesteckt.

 

Ich hoffe so sehr, dass alle, die ich lieb habe, gesund bleiben – einschließlich des Osterhasen, der – stellen Sie sich vor! - meiner Oma versprochen hat, dass er, sobald er weiß, wann wir Oma und Opa wieder besuchen dürfen, nochmal Eier färbt und sie dann nicht als Oster-, sondern als Sommerhase für Fiete und mich im Garten versteckt.

 

Nicht traurig sein, liebe Leserinnen und Leser – es kommen auch wieder bessere Zeiten. Meine Oma und ich wünschen Ihnen von Herzen ein schönes Osterfest und dass Sie, wenn überhaupt, ausschließlich in Kontakt mit lieben Kuschelviren kommen mögen...

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

 

Die schönsten Geschenke          21.12.2019

 

Oh, ich freue mich schon so: Nur noch dreimal schlafen, dann kommt das Christkind – beziehungsweise je nach Wetterlage der Weihnachtsmann. Der ist mir aber nicht nur wegen der Geschenke so sympathisch. Nein, auch, weil ich glaube, dass er genau wie mein Opa ein sehr rücksichtsvoller Mann ist. Wenn es ganz schlimm regnet, dann sagt Opa auf dem Parkplatz vom Einkaufsmarkt nämlich immer zu Oma, sie soll sich schon mal ins Auto setzen, während er die Einkäufe im Kofferraum verstaut und den Einkaufswagen wieder zurückbringt. Und der Weihnachtsmann, der sagt bei schlechtem Weihnachtswetter, wie es dieses Jahr auch wieder vorausgesagt wurde, zum Christkind, dass es ruhig daheim auf dem Weihnachtsstern bei den Engelchen bleiben kann, weil er den weiten und beschwerlichen Weg auf sich nimmt, um all den vielen Kindern ihre Geschenke zu bringen.

 

Und deshalb finde ich, dass der liebe Weihnachtsmann sich eine Belohnung redlich verdient hat. Und wie diese Belohnung aussieht, das weiß ich auch schon. Direkt neben den geschmückten Weihnachtsbaum lege ich eine große Tüte mit leckeren Plätzchen, die ich selbst gebacken und mit Schokolade und bunten Zuckersternchen verziert habe. Und eine Tasse Kakao stelle ich auch noch dazu. Darüber wird sich der Weihnachtsmann sicher ganz doll freuen. Nach so einer weiten Reise muss er sich doch ein bisschen aufwärmen und stärken, schließlich will er im Anschluss ja auch noch nach Amerika.

 

Um dort hinzukommen, fliegt er mit seinem Rentierschlitten über ein ganz großes Meer, das Atlantik heißt. Allein das ist schon eine Leistung. Aber dann kommt erst die richtig anstrengende Arbeit. In Amerika, da kann er nämlich nicht so einfach die Geschenke wie bei Oma und Opa durch die geöffnete Terrassentür bringen und unter den Weihnachtsbaum legen. Nein, alle Türen sind dort fest verriegelt und er muss sich doch tatsächlich mitten in der Nacht durch viele enge Schornsteine quetschen... der arme Weihnachtsmann! Und weil er dem zarten Christkind – mal abgesehen davon, dass es sich sein schönes weißes Goldglitzerkleidchen total ruinieren würde – so eine Quälerei nicht zumuten will, übernimmt er diese Arbeit in jedem Jahr und bei jedem Wetter. Das ist echt lieb von ihm.

 

Deshalb, lieber Weihnachtsmann, wenn du das hier liest: Hab vielen Dank! Klar, natürlich im Voraus auch schon mal für die Geschenke, aber in erster Linie, weil du so hilfsbereit und rücksichtsvoll bist – und weil ich auch dank dir verstanden habe, warum man das Weihnachtsfest das Fest der Liebe nennt. Außerdem bin ich überzeugt, dass es stimmt, was Oma neulich gelesen und mir dann erzählt hat: An Weihnachten liegen die schönsten Geschenke nicht unterm Baum, sondern sitzen am Tisch.

 

Meine Oma und ich wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein wunderschönes Weihnachtsfest mit schönen Geschenken... ganz besonders diese allerschönsten Geschenke, die einen Popo haben, auf den man sich setzen kann.

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Kleiner Schlingel          23.11.2019

 

Höchste Zeit, dass ich mich mal wieder melde. Nichts gegen die Schreibkünste meiner Oma, aber ich weiß ja, dass viele von Ihnen sich total freuen, wenn mal wieder Fenja-Kolumnen-Zeit ist. Unter keinen Umständen möchte ich allerdings, dass Sie sich ein „Loch in den Bauch“ freuen. Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, warum manche Leute das so oft sagen. Sich zu freuen ist ja eine tolle Sache, aber sich ein Loch in den Bauch freuen? Mal ganz davon abgesehen, dass das bestimmt fürchterlich wehtut, bringt einen dann mit lautem Tatütata der Krankenwagen ins Krankenhaus und die Ärzte müssen versuchen, dieses Loch wieder irgendwie zu stopfen. Und – was ja auch sicher nichts Schönes ist – plumpst alles, was man bis dahin an Essen in seinen Mund steckt, direkt durch dieses blöde Loch wieder nach draußen. Wie schade um die leckere Lasagne und vor allem den süßen Nachtisch... und was das für eine riesengroße Sauerei unter dem Esstisch gibt, das will ich mir erst gar nicht vorstellen!

 

Außerdem haben wir mit dem, was mein Brüderchen Fiete unter dem Esstisch verteilt, schon genug zu tun. So süß und knuddelig, wie er ist, der kleine Rabauke, so faustdick hat er es zusätzlich zu dem Brei, der dort manchmal klebt, hinter seinen kleinen Ohren. Mittlerweile weiß ich aber, warum er Butterbrotstückchen (er liebt Vollkornbrot mit Butter!) unter den Esstisch fallen lässt. Das passiert ihm nicht aus Versehen, nein, das ist genau geplant. Die Stelle unter seinem Platz am Tisch ist nämlich sein heimlicher Bunker. Wenn wir mit dem Essen, das neben Lachen und Späßchen machen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, fertig sind und ein bisschen zusammen Bilderbuch geguckt haben, dann schaut er nach, ob unter dem Tisch noch was zu holen ist. Meistens haben Mama oder Papa schon saubergemacht, aber manchmal hat der kleine Schlingel auch Glück und findet noch ein Stückchen. Dann freut er sich total – aber gottlob kein Loch in den Bauch. Deshalb weiß ich schon genau, was Fiete von mir zu Weihnachten geschenkt bekommt: Ein Lätzchen mit einer kleinen Tasche vorne dran, in der er all seine Vorräte für hungrige Nachmittagszeiten bunkern kann.

 

Auch, was das Weihnachtsgeschenk für meinen besten Freund angeht, muss ich nicht lange überlegen: Opa bekommt von mir einen neuen Geldbeutel. Nicht nur dieses Jahr, sondern an den zehn nächsten Weihnachtsfesten auch. Denn zwar hat er zum Glück kein Loch in seinem Bauch – aber, wie er neulich sagte, jedes Jahr vor Weihnachten ein Loch in seinem Geldbeutel.

 

In der Hoffnung, dass Sie von Geldbeutellöchern verschont bleiben oder zumindest Enkelkinder haben, die für Nachschub sorgen, grüßt Sie ganz lieb

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Fenja for Future         28.09.2019

 

Es mag Leute geben, die sagen, dass ich mit meinen viereinhalb Jahren eigentlich noch gar keine richtige Meinung zu etwas haben kann, aber da irren sie sich gewaltig. Ich bin nämlich ein sehr wissbegieriges Mädchen und auch wenn ich die Zeitung noch nicht lesen kann, so frage ich Mama und Papa immer, was die Bilder zu bedeuten haben. Neulich habe ich zum Beispiel ein Bild gesehen, das ich auf den ersten Blick schon ziemlich lustig fand. Da saß nämlich ein Mann in Amerika mit einem Regenschirm auf dem Dach seines Autos, das bis zu den Scheiben im Wasser stand. Na, die Amerikaner haben vielleicht komische Waschanlagen, dachte ich. Papa hat mir dann aber erklärt, dass da keine Waschanlage ausgelaufen ist, sondern ein schlimmer Sturm gewütet hat, bei dem unglaublich viel Regen vom Himmel kam.

 

Bei einem anderen Bild konnte ich aber gleich erkennen, dass da was ganz Schlimmes passiert sein muss. Auf Inseln, die sehr weit weg sind von uns und die Bahamas heißen, hat ein fürchterlicher Sturm alle Häuser kaputtgemacht. Die armen Menschen, wo sollen die denn jetzt wohnen und wo sollen sie schlafen und Essen kochen?

 

Solch schlimme Sachen sind auch schon früher passiert, sagt Oma, aber in den letzten Jahren passieren sie wesentlich öfter und heftiger. Kluge Leute, die sehr viel und sehr lange gelernt haben und die Wissenschaftler heißen, sagen, dass die Klimakrise daran schuld ist. Und diese Klimakrise ist sehr, sehr böse. Sie ist nämlich auch schuld daran, dass viele Bäume in meinem Lieblingswald, in dem wir immer spazieren gehen, gestorben sind. Sie sind verdurstet, sagt Opa, weil es bei uns nur noch sehr wenig geregnet hat. Mann, was war ich sauer auf diese blöde Klimakrise!

 

Doch seitdem ich nach dem Mädchen mit den Zöpfen gefragt habe, das man ganz oft auf Bildern in den Zeitungen sieht, weiß ich, dass die Menschen durch ihre Umweltverschmutzung zu einem guten Teil selbst schuld sind an ihr. Das wollen einige aber nicht wahrhaben. Und deshalb schimpfen manche Erwachsene mit Greta, weil sie, anstatt freitags zur Schule zu gehen, an diesem Tag zusammen mit anderen Kindern für eine saubere Zukunft streikt. Richtig gut finde ich das. Und eine super Idee, wie man die leeren Schulbänke viel sinnvoller besetzen könnte, habe ich auch schon – und zwar mit all den Erwachsenen, die ganz dringend noch sehr, sehr viel über Verantwortung und Klimaschutz lernen müssen.

 

Ihre die Natur so sehr liebende

Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Au Backe!          06.07.2019

 

Immer wird betont, es sei sehr wichtig, dass man viel Rohkost isst. Aber was kann passieren, wenn man's auch wirklich tut? Genau das, was Oma jetzt passiert ist – beim Biss in eine ihrer heißgeliebten Karotten ist ihr ein Stück Zahn abgebrochen! Dr. Fenja hatte aber sofort die rettende Idee. Leider gefiel Oma mein Vorschlag mit der Pistole jedoch ganz und gar nicht. Aber nein, wo denken Sie hin, ein abgebrochener Zahn ist nun wirklich kein Grund, sich gleich zu erschießen! Aber ich finde, Oma hätte wenigstens mal kurz nachdenken können über meinen genialen Vorschlag, dass ich ihr das Zahnstück mit der Heißklebepistole ganz flott wieder anleime. Schließlich kann ich mit dem Teil ziemlich gut umgehen – hunderte kunstvoll verklebter Glitzersteinchen sind der eindeutige Beweis.

 

Aber wenn Oma überzeugt davon ist, dass der Zahnarzt das besser kann als ihre talentierte Enkeltochter – bitteschön. Dann darf sie sich allerdings auch nicht beschweren, dass es länger dauert. Außerdem: wenn hier überhaupt eine Grund hat, sich beschweren zu dürfen, dann ja doch wohl eindeutig ich. Mir hat man nämlich neulich verkündet, dass mir nach und nach alle meine zwanzig Milchzähne ausfallen werden... ja, alle! Deshalb kann ich auch nicht so recht verstehen, warum ich sie jeden Tag so oft und lange putzen soll, gerade so, als müssten sie für die Ewigkeit halten.

 

Zahnbürste tanz in meinem Mund, halt die Zähne mir gesund, hin und her, hin und her, Zähneputzen ist nicht schwer“ heißt es in dem Lied, das Papa mir manchmal beim Zähneputzen vorsingt. Gut, schwer ist Zähneputzen nun wirklich nicht, dafür aber todlangweilig. Und jedes Mal, wenn ich beim Putzen auf die Sanduhr schaue, die kontrollieren soll, dass ich zwei Minuten (nach meinem Gefühl sind es aber bestimmt mindestens fünf, wenn nicht gar zehn Minuten) meine Beißerchen schrubbe, dann frage ich mich, wie so ein Ding vereinbar ist mit der freien Willens- und Persönlichkeitsentfaltung eines Menschen, der sage und schreibe schon vier Jahre alt ist!

 

Ich glaube, ich muss diese EU, von der in den Nachrichten jetzt immer erzählt wird, mal einschalten. Wenn die schon bestimmen dürfen, wie krumm eine Gurke sein darf, dann können die doch sicher auch mal klare Regeln aufstellen, wie lange und ob man Milchzähne überhaupt putzen muss. Vorher wäre es allerdings ganz gut, wenn sie dieser komischen Zahnfee mal richtig auf den Zahn fühlen würden. Irgendwas stimmt mit der nicht. Wozu braucht die all die vielen Milchzähne? Na ja, wer weiß – vielleicht schenkt sie die der Zeit, da der Zahn der Zeit regelmäßig ausgetauscht werden muss, weil die arme Zeit für's Putzen überhaupt keine Zeit mehr hat.

 

Sonnigste Sommergrüße von

 

Ihrer Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Es geht rund!          08.06.2019

 

Also, man soll es sich mit Familienmitgliedern ja nicht unbedingt verscherzen. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um die eigene Großmutter handelt, die mit einem Puppenhäuser aus Karton für die Terrasse bastelt, immer Eis im Gefrierschrank hat und die leckerste Lasagne der Welt backen kann, deren einziger Nachteil darin besteht, dass man sie unheimlich schnell in sich hineinstopfen muss, weil man sonst Gefahr läuft, dass irgend so ein Gierhals am Tisch einem das letzte Stück vor der Nase wegschnappt. Ja, meine Oma ist sehr besorgt um ihr Zuckerrübchen. Ändert aber nichts daran, dass ich glaube, dass sie ein bisschen eifersüchtig auf mich ist.

 

Warum? Na, sie kann hinkommen, wohin sie will, überall erwartet sie dieselbe Frage: Wann schreibt Fenja denn endlich mal wieder? Deshalb dachte ich mir, es ist höchste Zeit, dass ich mich heute melde mit Neuigkeiten aus der bunten Fenja-Welt. Meiner Oma müssen wir ja nicht unbedingt was davon erzählen. Das mache ich nämlich sowieso nicht immer. Zum Beispiel verrate ich ihr nicht, dass ich ihre Gießkanne im Rhododendron-Busch versteckt habe oder dass der Schuppenschlüssel auf unerklärliche Weise in einem von Opas Schuhen gelandet ist. Jeder hat schließlich so seine kleinen Geheimnisse. Haben Oma und Opa nämlich auch. Zum Beispiel weiß ich ganz genau, dass sie mein Geburtstagsgeschenk schon gekauft haben. Aber glauben Sie, einer der beiden würde mir auch nur den allerkleinsten Tipp geben, wo ich schon mal mit dem Suchen anfangen könnte und ob ich mir eine Leiter besorgen oder vielleicht irgendwo drunter kriechen muss? Nö, Pustekuchen!

 

Aber jetzt ist es eh zu spät. An diesem Wochenende habe ich nämlich keine Zeit zum Suchen, denn der Alsfelder Pfingstmarkt ist eröffnet... oh, ich freue mich schon ganz doll! Letztes Jahr war ich mit meinen drei Jahren ja fast noch ein Baby, aber jetzt, ein Jahr später, da bin ich schon ein richtig großes Mädchen, das sich was traut! Mit Baby-Karussell braucht mir keiner mehr zu kommen, ich fühle mich zu Größerem und vor allen Dingen Schnellerem berufen! Bevor es dann so richtig rund geht, gibts Zuckerwatte fürs Zuckerrübchen. Und noch etwas anderes habe ich mir ganz fest vorgenommen: Diesmal werde ich mutig sein und einen Blick ins Festzelt werfen. Ich will nämlich all die blauen Leute, die da drin sitzen und von denen Opa mir vergangenes Jahr erzählt hat, mal mit eigenen Augen sehen... schließlich kriegt man ja nicht alle Tage ein ganzes Zelt voller Schlümpfe zu Gesicht!

 

Wunderbar zuckerwattige Pfingsttage wünscht Ihnen

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Summ summ summ          13.04.2019

 

Die Welt ist wirklich voller Wunder. Ich bin eins davon, sagt Oma, und ich glaube, sie hat recht. Wenn ich zum Beispiel meine Hand anschaue, muss ich ihr gar nicht sagen, dass sie sich bewegen soll, nein, ich brauche es nur zu denken und schon tut sie es. Prima ist außerdem, dass ich über eine Art Automatiksystem verfüge. Denn ob ich nun wach bin oder schlafe – ich atme ganz von alleine. Wenn ich will, kann ich lachen, singen oder tanzen. Und ich kann lernen. Wenn ich groß bin, dann weiß ich vielleicht, wie man Bilder für schöne Bilderbücher malt oder ich werde eine Geschichtenschreiberin, die sich Märchen ausdenkt. Ja, oder der Beruf der Tierpflegerin, der würde mir auch gefallen.

 

Im Nebenberuf möchte ich dann aber auch Imkerin sein. Ich liebe nämlich Honig. Aber nicht nur deswegen mag ich Bienen. Ich finde, auch sie sind kleine Wunder. Außerdem haben wir eine Gemeinsamkeit: Wir kuscheln gerne. Ja, kein Witz! Im Winter, da rücken die Bienen ganz, ganz eng zusammen. Und weil Bienen sehr mitfühlend sind, wird in regelmäßigen Abständen der Platz getauscht. Wem es in der Mitte der Kuschelversammlung warm genug geworden ist, der wechselt nach außen und die Bienen vom kühleren Rand dürfen in die Mitte, um sich dort aufzuwärmen. Genial, nicht wahr!

 

Daran könnten sich die Menschen ruhig mal ein Beispiel nehmen, finde ich, denn mit dem Mitgefühl ist es bei manchen Vertretern unserer Gattung leider nicht allzu weit her. Ihren eigenen Artgenossen gegenüber nicht – und Tieren schon gar nicht. Mama und Papa wollten es zwar vor mir verheimlichen, aber ich habe schon mitgekriegt, dass es Leute gibt, die Tiere aus Spaß töten... nur aus Spaß, einfach so, das stelle man sich mal vor!

 

So sehr ich es auch möchte, aber dagegen kann ich jetzt leider noch nichts tun. Erst, wenn ich groß bin und dann vielleicht Wildhüterin in Afrika werde. Aber es gibt etwas, dass ich jetzt schon für Tiere tun kann. Für die Bienen zum Beispiel. Weil es nämlich kaum noch Blumenwiesen gibt und der Mensch viel giftiges Zeug auf die Pflanzen sprüht, werden meine kleinen fliegenden Freunde immer weniger. Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass im Garten und auf dem Balkon bei uns jetzt Ringelblumen, Kornblumen und Kapuzinerkresse wachsen. Und Oma, die hat ein Loch in der Tasche. Daraus rieseln auf wundersame Weise, wenn wir in Wald und Flur unterwegs sind, kleine Wunder in Form von Bienenblumensamen auf den Wiesenrand – und wie ich Oma kenne, ist das Loch bis zum Osterspaziergang noch ein ganzes Stück größer geworden.

 

Ein wunderbares Osterfest in der nächsten Woche (und vielleicht die ein oder andere bienenfreundliche Samentüte in Ihrem Osterkörbchen) wünscht Ihnen und allen Bienen von Herzen

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Der Meerjunghase         02.03.2019

 

Mittlerweile, liebe Leserinnen und Leser, wissen Sie bestimmt, dass ich um kreative Einfälle nicht verlegen bin. Schließlich muss man sich ab und zu was Neues einfallen lassen, sonst wird es ja langweilig. Aus diesem Grund habe ich schon im Frühling letzten Jahres beschlossen, mich in diesem Jahr an Fasching als Hase zu verkleiden. Aber nicht als ganz gewöhnlicher (womöglich auch noch rosafarbener) Hase, nein – als richtiger Osterhase. Ich dachte mir nämlich, wenn der echte Osterhase sich schon nicht blicken lässt, obwohl man aufpasst wie ein Schießhund (der sich aber auch noch nie hat sehen lassen), dann muss sich endlich mal jemand ein Herz fassen und in seine Rolle schlüpfen. Außerdem sind die ollen Kamellen, mit denen die Jecken an Fasching um sich werfen, furchtbar altmodisch und gar nicht gut für die Zähne. Okay, Schokoladen-Ostereier sind das zwar auch nicht, aber dafür haben schlaue Leute, die sich Wissenschaftler nennen, herausgefunden, dass in der Schokolade so ein ganz bestimmter Stoff drin steckt, der glücklich macht – was ich nach unzähligen Selbstversuchen absolut nur bestätigen kann.

 

Und da ich in eine umweltbewusste Familie hineingeboren wurde, in der Sachen nach Möglichkeit ausgeliehen oder gebraucht gekauft werden, passte es wunderbar, dass wir im letzten Frühjahr auf dem Kinderflohmarkt ein schönes Hasenkostüm fanden. Doch leider ist das mit dem Passen nicht immer so eine wunderbare Sache, vor allem, wenn man so schnell wächst wie die Feuerwehr. Denn als ich im Januar in den hinteren Regionen meines Schrankes stöberte und eigentlich auf der Suche nach dem Kinderkaugummi war, den ich meiner Erinnerung nach dort als eiserne Reserve versteckt hatte, fiel mir doch tatsächlich das Hasenkostüm in die Hände. Oh fein, dachte ich, da schlüpfen wir jetzt gleich mal rein. Aber, oh Schreck... ich sah aus wie eine Hasenwurst in der Pelle! Das Ding spannte so sehr, dass ich mich gar nicht mehr aufrecht hinstellen konnte.

 

So, und nach reiflicher Überlegung habe ich deshalb beschlossen, in diesem Jahr dank Mamas passgerechter Nähkunst beim Kinderfasching als Meerjungfrau (mit ganz viel blauem Glitzer!) aufzutreten. Okay, Meerjungfrau und Osterhase, da gibt's jetzt nicht unbedingt etwas, was die beiden verbindet. Dachte ich zumindest. Bis Opa mir erzählt hat, dass es im Atlantik einen Fisch gibt, der Seehase heißt. Na also... und wo bitteschön steht eigentlich geschrieben, dass Meerjungfrauen in der närrischen Zeit keine glücklich machenden Schoko-Ostereier an ihre Freunde verschenken dürfen? Und wenn wir uns treffen, kriegen Sie auch eins ab... versprochen!

 

Schön schokoladige Faschingstage wünscht

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

 

Schneeflöckchen          02.02.2019

 

Manche Erwachsene sagen, dass früher alles viel besser gewesen sei. Mit meinen dreieinhalb Jahren kann ich das natürlich nicht so gut beurteilen. Aber in einem Punkt, sagt Opa, da haben sie recht: In früheren Wintern gab es viel mehr Schnee. Ach ja, Schnee ist einfach was Wunderbares! Was man da alles mit tun kann: Schlittenfahren, Schneefrauen, Schneemänner und Iglus bauen. Oh, und richtig tolle Schneeballschlachten kann man damit machen!

 

Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?“ singe ich jetzt schon seit Anfang Dezember ununterbrochen, doch eine Antwort habe ich bisher leider immer noch nicht bekommen. Nur ganz wenige Flocken sind vom Himmel gefallen, dabei habe ich „Ganz viel Schnee“ auf meinen Weihnachtswunschzettel geschrieben. Aber was ist passiert: Nix!

 

Meine Playmobil-Kinderklinik und die Peppa-Wutz-Figuren habe ich bekommen, aber von Schnee war weit und breit so gut wie nichts zu sehen im hessischen Tiefland. Oma meinte jedoch, ich müsste jetzt nicht sauer sein aufs Christkind und den Weihnachtsmann. Sie sagte, für den Schnee sei nämlich ein gewisser Petrus verantwortlich. Das ist ein ganz uralter Mann, der oben im Himmel wohnt und der fürs Wetter zuständig ist. Aber irgendwie kriegt er die Sache nicht mehr so richtig gebacken, finde ich. Denn im Sommer, da war es so furchtbar heiß, dass man sich vorkam, als säße man in einem glühenden Ofen. So gut wie kein Regen fiel und jetzt im Winter fällt so gut wie kein Schnee.

 

Möglicherweise liegt das ja daran, dass Petrus aufgrund seines Alters vergesslich geworden ist und schwerhörig noch obendrein. Vielleicht hat das Christkind ihm ja gesagt: Die Fenja aus Gießen wünscht sich viel Schnee – und er hat verstanden: Die Sonja aus Füssen wünscht sich viel Schnee. Und dann hat er es wie verrückt im Alpenvorland schneien lassen, so sehr, dass die Menschen nicht mehr aus ihren Haustüren ins Freie gehen konnten, weil das Haus fast drei Meter hoch eingeschneit war.

 

Am vergangenen Wochenende hatte ich allerdings Glück. In Gießen lag überhaupt kein Schnee, aber bei Oma und Opa im Garten, da war noch welcher zu finden. Er hat gerade so gereicht, dass Opa und ich ein Schneemädchen Fenja und einen kleinen Schneejungen Fiete bauen konnten. Aber das ist kein Grund, um lockerzulassen. Nein, irgendwie werde ich die Adresse von diesem Petrus schon noch rauskriegen und dann schicke ich ihm per Express eine große Packung Ginseng-Pastillen und ein richtig gutes Hörgerät.

 

Bis bald und liebe Grüße

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Noch zweimal schlafen          22.12.2018

 

Die Adventszeit ist wirklich schön, aber ganz schön stressig ist sie auch. Schließlich wachsen die Geschenke nicht fix und fertig verpackt an den Tannenbäumen, sondern müssen erst einmal gebastelt werden. Für die G.... (au weia, jetzt hätte ich mich fast verplappert), also für mein Geschenk für Mama und Papa, da habe ich besonders lange gebraucht, aber es sollte ja auch besonders schön werden. Doch als ich dann endlich fertig war, da hatte ich das Gefühl, als sei mein Po an der Sitzfläche des Stuhls festgewachsen.

 

Und da ich meinen Popo schonen musste, habe ich mich auf dem Stuhl stehend ans Plätzchenbacken gemacht. Das ist eine sehr schöne Beschäftigung, aber nach drei Blechen, da hat der Po sich erholt, dafür tut einem aber der Rücken weh. Doch da kenne ich ein gutes Gegenmittel: Ein paar von den Plätzchen, die schon abgekühlt sind, essen, eine große Tasse leckeren Kakao dazu trinken und sich ganz doll auf Weihnachten freuen. Keine Frage, das hilft sofort!

 

Eine andere, sehr wesentliche Frage stellt sich jedoch. Christkind oder Weihnachtsmann - wer bringt denn nun eigentlich die Geschenke? Ein schlaues Mädchen wie ich muss da gar nicht lange überlegen, um die Antwort zu finden: Beide natürlich!

 

Es ist nämlich so: Wenn das Wetter an Heiligabend einigermaßen okay ist und es mit seinem dünnen Kleidchen nicht gar so sehr frieren und sich seine hübschen Locken vom Sturm zerzausen lassen muss, dann geht das Christkind an den Start. Stürmt, regnet oder schneit es jedoch, dann erweist sich der Weihnachtsmann als Gentleman und spannt am Nordpol Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitzen und Rudolph (so heißen seine neun Rentiere) an den Schlitten und los geht’s mit lautem Ho-ho-ho. Derweil das betagte Christkind, das ja immerhin schon stolze 2018 Jahre alt ist, oben im Himmel auf dem Weihnachtsstern sitzt, eine feine Tasse Ingwertee mit Kardamom und Zimt trinkt, dicke rote Socken für den Weihnachtsmann strickt und den Engelchen schöne Weihnachtsgeschichten erzählt.

 

Na, ist das nicht wunderbar? Noch zweimal schlafen und der Wetterbericht verrät uns, wer die Geschenke bringt. Was aber in den Päckchen drin ist, das wissen wir nicht. Ich würde sagen: Lassen wir uns doch einfach überraschen!

 

Ihre beiden Kolumnistinnen Lilli und Fenja wünschen Ihnen von Herzen ein wunderschönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch in ein gesundes und frohes neues Jahr und ein Paar dicke rote Socken, falls Sie welche brauchen. Bis bald, liebe Leserinnen und Leser!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Herzbübchen          27.10.2018

 

Hallo liebe Leserinnen und Leser – erinnern Sie sich noch? Ich hab' Ihnen was versprochen. Und meine Versprechen, die halte ich auch für gewöhnlich. Gut, fast immer halte ich sie. Wenn es um Schlafenszeiten geht und ich viel eiligere Sachen als Zähneputzen zu erledigen habe, dann kann es schon mal vorkommen, dass mich überaus wichtige Angelegenheiten an der Einhaltung hindern. So wie in der vergangenen Woche. Da hatte mein Papa Geburtstag. Ich hab ihm das Happy-Birthday-to-you-Marmelade-im-Schuh–Lied gesungen und dann noch „Oh Tannenbaum“.

 

Okay, es gibt Leute, die finden das ein bisschen blöd, aber ich bin der Meinung, Weihnachtslieder sind einfach so wunderbar, dass man sie das ganze Jahr über singen kann. Egal, ob an Ostern, im Sommerurlaub an der Nordsee oder zum Geburtstag. Und dann hab' ich Papa noch was Schönes gebastelt mit ganz viel Kleber und Glitzer. Abends, kurz nach 20 Uhr, kam dann aber das tollste, wunderbarste, unglaublichste Geburtstagsgeschenk, das man sich vorstellen kann: Mein Brüderchen!

 

Wir konnten es kaum glauben – hat doch der kleine Bursche sieben Tage über den errechneten Geburtstermin hinaus gewartet, nur, um seinem Papa das phänomenalste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten zu machen. Und glauben Sie mir: Es ist das allerschönste, zuckersüßeste Brüderchen, das die Welt je gesehen hat! So weich ist er und knuddelig – und er riecht sooo gut! Nur an seinem Musikgeschmack, da müssen wir noch ein bisschen arbeiten. Aber er hat ja schließlich noch sein ganzes Leben vor sich, um den künstlerischen Wert von Weihnachtsliedern zu erkennen und die entsprechende Vorliebe dafür zu entwickeln.

 

Ja, da haben wir ihn eine ganze Woche lang herbeigesehnt und dann ging alles ganz schnell. Aber der kleine Wicht hat sich wohl gedacht: Jetzt habe ich meine Familie so lange auf die Folter gespannt, da soll Mama sich auf dem Endspurt nicht auch noch total verausgaben. Ein kleiner Gentleman eben, der weiß, dass man den Spannungsbogen nicht überspannen darf.

 

Ach ja, Sie wissen ja noch gar nicht, wie der kleine Gentleman heißt. Schon lange vor seiner Geburt stand fest, dass sein Vorname mit einem F beginnen muss, so wie bei Mama, Papa und mir. Und deshalb trägt mein Brüderchen den Namen Fiete. Oma nennt uns jetzt das F-Kleeblatt. Und so wie für mich das „Zuckerrübchen“ hat Oma sich auch für Fiete einen Kosenamen überlegt – er ist jetzt ihr „Herzbübchen“. Na, wenn sich das mal nicht nach einem ganz tollen Geschwistergespann anhört, dem noch jede Menge spannende Abenteuer bevorstehen, dann weiß ich's auch nicht...

 

Ganz liebe Große-Schwester-Grüße

von Ihrer Fenja

 

 

 

 

Freunde aus Holz          13.10.2018

 

Mittlerweile bin ich schon ein richtig großes Mädchen, das viele Sachen kann. Auf einem Bein ganz allein ohne Hinfallen vom Fenster bis zur Tür hüpfen, Kuchenteig ausrollen und viel mehr als nur Ostereier malen. Kein Wunder, ich bin ja jetzt fast schon dreieinhalb Jahre alt, also ungefähr in demselben Alter wie Peppa Wutz, das Schweinemädchen, das die Hauptrolle in meiner Lieblings-Kinderfilmserie spielt.

 

Peppa und ich, wir haben viele Gemeinsamkeiten. Allen voran die, das wir viel lieber draußen sind als drinnen. Denn was gibt es Schöneres, als in freier Natur spazieren zu gehen? Was man dort alles entdecken kann! Zuallererst wären da die Tiere. Beim letzten Wochenendurlaub bei Oma und Opa, da hatten wir ganz großes Glück. Vier Forellen im Bach haben wir gesehen, drei ganz liebe Ponys, ein schwarzes Pferd, eine Katze, die sich auf einem Holzstapel sonnte und zum Schluss, das war das Allerbeste, ein ganz süßes kleines Kälbchen, das hüpfen konnte!

 

Aber auch die anderen Lebewesen, die Pflanzen, habe ich sehr gern. Es gibt ja Leute, die sagen, dass Pflanzen nicht leben würden, aber das ist Quatsch. Wer wachsen, Wasser trinken und wie die Sonnenblumen seinen Kopf der Sonne entgegenstrecken kann, der ist doch eindeutig lebendig. Und auch die Bäume sind es. Aber es gibt tatsächlich Leute, die sagen, es sei nur Blätterrauschen, was man von ihnen hört. Doch ich weiß es besser. Die Bäume unterhalten sich – zum Beispiel über den schönen Sonnenaufgang, den heißen Sommer und die Sehnsucht nach dem Regen. Und über böse Männer, die mit einem Stock gegen ihre Rinde schlagen, um Tiere zu vertreiben, die sich im Baumstamm eine kleine Höhle gebaut haben.

 

Ja, ich glaube sogar, dass es bei den Bäumen so ist wie bei den Menschen: Je öfter man sie umarmt, desto besser gedeihen sie. Oma sieht das auch so. Könnte gut sein, dass ich die Baumliebe von ihr geerbt habe. Deswegen waren wir beide stinksauer, als wir von der geplanten Fällung der schönen alten Bäume im Hambacher Forst hörten. Und das alles nur, um mit der Kohle, die unter den Bäumen ist, die Luft zu verpesten. Sollen die doch dort, wo sie schon alles plattgemacht haben, Sonnenkollektoren aufbauen und damit sauberen Strom machen! Aber da habt ihr euch verrechnet, ihr Baumzerstörerchefs, die Menschen haben sich nämlich aufgebäumt gegen diesen Blödsinn und ein Gericht hat dann sogar verboten, den Bäumen etwas anzutun. Prima!

 

Oma und ich, wir waren so was von froh! Jetzt müssen wir nur noch nach einem Wochenende schauen, an dem wir diesen schönen Wald besuchen können. Und dann werden wir uns an die Umarmungen machen... mal sehen, wie weit wir kommen.

 

Herzliche Grüße von

Ihrer Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Big Sister          15.09.2018

 

Hallo liebe Leserinnen, liebe Leser und allerliebste Fans – höchste Zeit, dass ich mich mal wieder melde. Bei den letzten drei Kolumnen habe ich Oma den Vortritt gelassen, aber jetzt bin ich endlich wieder dran. Ja, wirklich höchste Zeit, ich hab Ihnen nämlich unheimlich viel zu erzählen. Auch was ganz, ganz Tolles und Wichtiges, aber das hebe ich mir für später auf. Oma nennt das Spannungsbogen. Komisch, ich habe bei Oma noch nie so ein Ding gesehen. Aber irgendwo muss es ja sein. Das nächste Mal werde ich mich auf die Suche nach diesem Bogen machen, wenn ich bei Oma und Opa im Schuppen das Futter für die Fische vom Regal hole. Ha, da komme ich nämlich jetzt dran – ich muss nur Omas großen Unkrauteimer umstülpen und mich draufstellen!

 

Ja, es hat echt viele Vorteile, wenn man größer wird. Man kommt ans Fischfutter dran und auch daheim an die Kekse und Kinderkaugummis oben im Küchenschrank. Man muss bloß von der Eckbank auf die Arbeitsplatte steigen und schon ist das süße Paradies in greifbarer Nähe. Blöd nur, dass Papa mich erwischt hat. Noch schlimmer, dass er mich fotografiert hat. Das gruselige Bild, auf dem ich überhaupt nicht gut getroffen und kaum wiederzuerkennen bin, macht jetzt in der ganzen Familie die Runde. Na ja, aber wer sieht schon gut aus bei dem Versuch, zu verbergen, dass er vier Kaugummis im Mund hat und gerade damit beschäftigt ist, das verräterische Kaugummipapier irgendwie in der Schlafanzughose zu verstecken.

 

Auf dem neuen Kolumnenfoto mache ich als Puppenmama aber 'ne ziemlich gute Figur, oder? Okay, eigentlich sind Laster, Kräne und Traktoren ja eher mein Ding. Aber diese Sachen helfen mir bei meiner Vorbereitung leider herzlich wenig. Oder haben Sie schon mal einen Laster gesehen, der die Flasche bekommt, einen Kran, der Bäuerchen machen muss oder einen Traktor, der frische Windeln braucht? Aber, wie gesagt, das alles muss ich jetzt üben – und ich habe nur noch circa drei bis vier Wochen Zeit.

 

Na, ahnen Sie mittlerweile, was die tolle Neuigkeit ist? Ja, genau – nicht mehr lange und dann bin ich große Schwester! Oh, ich freue mich schon sooo! Allerdings steht nicht mit letzter Sicherheit fest, worauf. Die Ärztin hat zu Mama, Papa und mir gesagt, dass es eher ein Junge, vielleicht aber auch ein Mädchen ist. Mir ist das echt ziemlich egal. Hauptsache ein gesundes und gut gelauntes Geschwisterchen, dem ich alle wichtigen Sachen wie Fischfutter- oder Kaugummibeschaffung und Küchenschrankbesteigung beibringen kann. Bis bald... ich verspreche Ihnen, dass Sie zu den Ersten gehören werden, die erfahren, wenn mein Brüderschwesterchen aus Mamas Bauch herausgekrabbelt ist!

 

Ganz liebe Grüße

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Klein Meisje          21.07.2018

 

Was hat man sich redlich verdient, wenn man ein ganzes Jahr lang immer treu und brav die Mäusegruppe im Kindergarten besucht hat und über diesen langen Zeitraum außerdem auch noch mit der anstrengenden Erziehung seiner Eltern beschäftigt war? Ja, genau, man darf Urlaub machen und sich von dem ganzen Stress mal so richtig erholen.

 

Gut, eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, erst wieder an die Nordsee zu fahren, wenn sie endlich umgetauft worden ist auf den viel passenderen Namen „Nordmeer“. Auch der komische Name „Strand“ ist leider immer noch nicht, so wie ich es schon vor zwei Jahren angeregt habe, ersetzt worden durch die viel passendere Bezeichnung „Riesensandkasten“. Na ja, aber ich will mal nicht so sein. Schließlich brauchen die Erwachsenen, wie sie selbst sagen, für gut Ding immer jede Menge Weile.

 

Eines habe ich in diesem Urlaub jedoch schon mal erreicht: Wir haben Camping auf einem tollen holländischen Zeltplatz gemacht. Oh, das war vielleicht spannend! Okay, Papa dabei zuzuschauen, wie er zum ersten Mal in seinem Leben ein Zelt aufbaut, das war vielleicht nicht unbedingt ganz großes Kino. Aber er hat sich redlich bemüht und alles ging dann doch viel schneller, als Mama und ich gedacht haben. Und lustig war's! Denn als Papa Mama fragte, wo die Heringe seien, die er für den Zeltaufbau brauche, da wollten wir schon zur Nordsee laufen, um welche zu fangen. Schließlich hat sich dann aber herausgestellt, dass Papa Dinger aus Metall meinte, die genauso heißen wie die Fische. Aber da sieht man mal wieder, wie einfallslos die Erwachsenen sind. Hätten die sich nicht einen neuen Namen überlegen können, „Zeltmetallix“ vielleicht oder so?

 

Auf alle Fälle war das ein toller Urlaub! Vom Riesensandkasten und der Riesenbadewanne mal abgesehen gab es ganz viele Spielmöglichkeiten für Kinder. Ja, die Holländer sind sehr kinderlieb und ausgesprochen freundlich. Was mir aber am besten an ihnen gefällt, das ist ihre lustige Sprache. Gummibärchen heißen dort Gombeertje, Kekse nennt man Koekje und ich bin dort een klein meisje, ein kleines Mädchen.

 

Und sehr naturverbunden sind die Holländer. Auch auf dem Zeltplatz haben wir das gemerkt. Da krähte jeden Morgen pünktlich um fünf Uhr ein Hahn. Man brauchte also gar keine Uhr, wie toll! Mama und Papa waren allerdings nicht sonderlich begeistert. Unter anderem auch deshalb, weil ihr kleines Meisje nach dem ersten Hahnenschrei topfit war. Aber es hat echt auch seine Vorteile, wenn man mit den Hühnern aufsteht – man kann an jedem Urlaubsmorgen einen wunderschönen Sonnenaufgang erleben.

 

So, und deshalb habe ich beschlossen, dass wir diese Sitte weiterführen werden. Opa muss mir nur noch erklären, wie man einen Wecker stellt und dann werden meine lieben Eltern daheim jeden Morgen um fünf Uhr mit einem lauten Kikeriki von ihrem Meisje aus den Federn geholt. Supercoole Erziehungsidee – finden Sie doch sicher auch, oder?

 

Liebe Sommergrüße von

 

Ihrer Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

10:1           23.06.2018

 

Keine Frage, ich bin in eine fußballbegeisterte Familie hineingeboren. Papa und Onkel Christian sind Fans von Eintracht Frankfurt, Opas Fußballherz schlägt für Borussia Mönchengladbach und meine Oma war sogar, wie Sie sich vielleicht entsinnen können, bis zu ihrer Schulteroperation lange Jahre offizielle Bügelfee der Deutschen Nationalmannschaft. Ich jedoch scheine gegen das Fußballvirus immun zu sein und weiß auch, woran das liegt: So ein ganzes Spiel dauert mir einfach viel zu lange und – ganz wesentlicher Faktor – ich darf nicht mitspielen. Denn mal ehrlich, es gibt doch echt nichts Langweiligeres, als eineinhalb Stunden zuschauen zu müssen, wie andere spielen. Das ist überhaupt kein bisschen lustig und so, als ob alle Kinder in der Kita im Sandkasten sitzen und fleißig Sandkuchen backen, nur ich muss draußen bleiben und zuschauen.

 

Aber auch wenn Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach oder die Nationalmannschaft mich mitspielen lassen würden, müsste sich zuvor so Einiges grundlegend ändern. Zuallererst das Wort 'Mannschaft'. Schließlich wäre mit mir ja dann ein weibliches Wesen im Team, das, und dafür garantiere ich, jede Menge schafft. Und noch etwas könnten meine Mannfrauschafts-Kollegen sich abschminken – nämlich, dass ich mir so ein rotes, grünes, schwarzes oder weißes Trikot anziehe. Nö, am besten spielen kann ich in meinem blauen Lieblingskleid. Also, Jungs, wenn ihr wollt, dass ich mitspiele, wird euch nichts anderes übrig bleiben, als blaue Kleider anzuziehen. Ist ohnehin viel praktischer und luftig obendrein.

 

Und was die Zeiteinteilung betrifft: Die 15-Minuten-Pause ist okay. Da wäre ich dann sogar auch noch bereit, euch auf meinem Puppengeschirr leckeren selbstgebackenen Sandkuchen zu servieren und ein Tässchen Holunderblütentee könntet ihr auch noch kriegen. Aber vor und nach der Pause 45 Minuten lang immer dasselbe zu spielen, das ist doch echt öde. 20 Minuten pro Halbzeit würden völlig reichen. Dann wäre auch die Zeit zum Streiten, Schwitzen und Ärger mit dem Schiedsrichter zu bekommen viel kürzer. Und mal ehrlich – in insgesamt 40 Minuten, da muss man sich doch einig werden, wer besser Fußball spielen kann!

 

Gut, für die jetzige Fußballweltmeisterschaft kommen meine Vorschläge leider zu spät. Die ist schon voll im Gange und Opa fiebert mit. Aber Oma hat mir verraten, dass es aus Opas Sicht bei Fenja gegen Fußball immer 10:1 ausgeht – und zwar für mich. Na ja, dann will ich das mal glauben. Oma flunkert ja nur ganz, ganz selten und nur im äußersten Notfall. Auf einen Test lasse ich es aber besser doch nicht ankommen. Ich bin mir nämlich nicht ganz sicher, ob ich Papa und Opa heute Abend dazu bewegen kann, sich statt des Fußballspiels Deutschland gegen Schweden im Fernsehen das Spiel Fenja gegen die Trampolin-Schwerkraft im Garten in voller Länge anzuschauen. Obwohl, verlockend wäre so ein Versuch ja schon...

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Ein Ball für die Eintracht          26.05.2018

 

Eigentlich bin ich ja Gießenerin. Da mein Papa aber in Alsfeld geboren ist und Oma und Opa in Alsfeld wohnen, betrachte ich mich irgendwie auch als Alsfelderin. Und was macht eine Alsfelderin an Pfingsten? Na klar – sie besucht den Alsfelder Pfingstmarkt.

 

Meine Güte, da war ja vielleicht was los! Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Überall war es bunt und jede Menge Lichter gab es, die wie wild um die Wette blinkten. Und so laut war es, dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Oma sagte, das nennt man Reizüberflutung. Aber sie meinte auch, dass es allemal besser sei, wenn an Pfingsten der Stadthallenparkplatz mit Reizen statt mit Wassermassen überflutet ist.

 

Am reizvollsten fand ich aber gar nicht das Riesenrad oder die Karussells, sondern die vielen wunderschönen Luftballons. Dementsprechend schwer fiel mir die Wahl. Da ich aber nun ganz und gar nicht der Typ bin, der auf rosa Prinzessinnen-Gedöns steht, habe ich mich nach reiflicher Überlegung für ein blaues Flugzeug entschieden. Blau ist nämlich meine Lieblingsfarbe. Was Opa allerdings damit meinte, als er sagte, dass im Festzelt einige Leute sitzen, die ebenfalls blau sind, habe ich nicht so recht verstanden. Na ja, wer weiß – vielleicht waren das ja durstige Schlümpfe.

 

Nach dem Flugzeugkauf bekamen wir Hunger. Und zwar Hunger auf Süßes. Mama, Papa und Oma aßen mit Schokolade überzogene Erdbeeren und Opa und ich, wir machten uns über die Zuckerwatte her. Auf diese Weise frisch gestärkt liefen wir dann durch den ganzen Trubel zu einer Bude, die Papa noch aus Kindheitstagen bestens bekannt ist. Das war vielleicht ein Spaß, Papa dabei zuzuschauen, wie er mit einem Ball Dosen von einem Regal warf! Das hat er so gut gemacht, dass er dafür schließlich einen schönen roten Ball bekommen hat. Und dreimal dürfen Sie raten, in wessen Besitz dieser Ball sich nun befindet... klar, in meinem natürlich!

 

Allerdings nicht mehr lange, denn ich habe vor, den Ball zu spenden – und zwar an Eintracht Frankfurt, den Lieblingsverein von Papa und Onkel Christian. Denn stellen Sie sich vor: Die Frankfurter haben doch tatsächlich nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder den DFB-Pokal gewonnen! Toll, nicht wahr?! Was mir aber ganz und gar nicht gefällt: Die haben nur einen einzigen Ball, mit dem sie spielen können und alle 22 Fußballspieler auf dem Platz zanken sich darum. Das geht doch wirklich nicht!

 

Was ich außerdem ziemlich doof finde: Die Eintracht hat diesen wunderbar goldglänzenden Pokal gewonnen, aber wenn ein Jahr rum ist, dann müssen sie ihn wieder zurückgeben. Wie blöd ist das denn?! Oma hat einen Blumenübertopf, der ist zwar aus Keramik und etwas kleiner, aber der sieht so ähnlich aus. Wenn ich lange genug nerve, ist sie ja vielleicht bereit, das Ding zu meinem Ball ins Spendenpaket zu packen... über einen echten Fenja-Pokal ohne Rückgabepflicht würde sich die Eintracht sicher riesig freuen, meinen Sie nicht auch?

 

Herzliche Fast-Sommer-Grüße

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Armes Häsi          31.03.2018

 

Also eins muss man sagen: So ein Hase hat echt kein leichtes Leben – auch als Stofftier nicht. Es gibt nämlich Leute wie meine ansonsten recht tierliebe Oma, die kennen kein Pardon und stellen schlimme, wirklich ganz schlimme Sachen mit Stoffhasen an. Mein Onkel Christian kann ein Lied davon singen. Als kleiner Junge kam er nämlich eines Tages in den Garten, um Fußball zu spielen und sah dort etwas Schreckliches, Grausames, etwas so Furchtbares, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte: Sein Lieblingskuscheltier, ein Hase namens Häsi, hing mit Folterinstrumenten namens Wäscheklammern an seinen Ohren befestigt zwischen Jeans und Handtüchern an der Wäscheleine.

 

Das allein wäre ja schon schlimm genug gewesen. Aber beim Gedanken daran, was Häsi zuvor in der Waschmaschine durchlitten haben musste, brach mein armer kleiner Onkel in dermaßen bittere Tränen aus, dass er sich erst nach einer halben Stunde wieder halbwegs beruhigen konnte. Ach, noch heute leide ich mit ihm! Die bloße Vorstellung, wie mein Schäfchen hilflos an seinen kleinen weichen Ohren festgeklammert an der Wäscheleine hängt, treibt auch mir die Tränen in die Augen... also Oma, was hast du dir bloß dabei gedacht? So etwas hätte ich dir nie im Leben zugetraut!

 

Zum Glück hat Häsi die Folterqualen überlebt und nach ausgiebigem Streicheln und zartem Reiben waren auch die Knicke in den Ohren wieder weg. Aber fortan hatte Häsi einen Bodyguard, der es nicht mehr aus den Augen ließ und vorsichtshalber jeden Morgen in die Schultasche stopfte. Richtig so, hätte ich genauso gemacht!

 

Seitdem ich diese Geschichte kenne, passe ich besonders gut auf mein Schäfchen auf. Aber um einen Hasen mache ich mir trotzdem Sorgen – und zwar um den Osterhasen. Der soll ja morgen kommen, aber leider bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher, ob das passieren wird. Zumindest in Alsfeld wird er es wohl ziemlich schwer haben. Denn wenn die Abgasbelastung, die hier gemessen wurde, schon für uns Menschen gefährlich ist, wie schlimm muss sie dann erst für einen kleinen Osterhasen in Auspuffhöhe sein? Also tun Sie mir bitte einen Gefallen und passen Sie gut auf! Nehmen Sie eine kleine Wasserflasche und eine Karotte mit, wenn Sie in die Stadt gehen. Und fragen Sie beim Tierarzt nach, wie das mit der Mund-zu-Mund-Beatmung bei Hasen funktioniert... wir müssen unbedingt auf Nummer sicher gehen!

 

Meine (wie sich herausgestellt hat, leider ein wenig sadistisch veranlagte) Oma und ich wünschen Ihnen allen, dass der Osterhase es bis zu Ihnen schafft und dass es ein rundum schönes Osterfest für Sie wird. Und tun Sie mir bitte noch einen Gefallen – sagen Sie Ihren Kindern und Enkelkindern, dass sie sicherheitshalber ihre Kuscheltiere zukünftig niemals unbewacht lassen sollten...

 

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Knuddelinchen            20.01.2018

 

Jetzt bin ich schon ein richtig großes Mädchen – kaum zu glauben, aber im Sommer werde ich sage und schreibe drei Jahre auf dieser schönen Welt sein! Gut, auch ich weiß mittlerweile, dass sie nicht überall so schön ist, unsere Welt, nein, teilweise ist sie sogar sehr, sehr hässlich. Das darf man auch nicht verschweigen. Denn dadurch, dass man über Probleme nicht spricht, lösen sie sich schließlich nicht in Luft auf – das tun nur die Pupser, die man machen muss, wenn man zu viel Zwiebeln oder Bohnensuppe gegessen hat.

 

Und deshalb sehe ich ja auch ein, dass Oma die rosa Brille, von der die Erwachsenen immer sprechen, abgesetzt hat und in ihrer letzten Kolumne über rosa Schweinchen, die absolut kein rosiges Leben führen dürfen, geschrieben hat. Das war sehr lehrreich, weiß ich doch nun, dass es beileibe nicht allen Schweinchen so gut geht wie denen in meinem Biobauernhof-Buch. Aber ohne meiner Großmutter zu nahe treten zu wollen: Sie mag zwar wirklich wichtig gewesen sein, diese Kolumne, aber mir war sie eindeutig zu traurig. So, und deshalb musste ich Oma heute kurzerhand das Kolumnenzepter mal wieder aus der Hand nehmen.

 

Aber auch noch aus einem anderen, sehr wichtigen Grund. Welchem? Ganz einfach: Morgen ist mein allerliebster Lieblingstag! Ein toller, wunderbarer Tag, rundherum nach meinem Geschmack: Der Weltknuddeltag! Genaugenommen könnte man ihn auch Weltfenjatag nennen, ja wirklich. Denn Knuddeln und Kuscheln, das sind meine absoluten Lieblingsbeschäftigungen... es gibt einfach nichts Schöneres! Malen, Budchen bauen, Trampolinspringen, ins Schwimmbad gehen, sich mit Ketchup rote Backen malen oder Opa mit dem blauen Badefisch nassspritzen, das alles ist noch nicht mal halb so schön, echt!

 

Und mit das Beste an der Sache: Es gehören immer mindestens zwei dazu! Man hat also nicht nur selbst Spaß und Freude daran, sondern alle, die sich knuddeln, machen sich gegenseitig glücklich. Ist das nicht toll? Und völlig kostenlos ist die Knuddelei noch obendrein! Außerdem stärkt sie die Gesundheit, sagt Oma. Gut, manche Leute sind da anderer Meinung. Sie glauben, dass die blöden kleinen Dinger, die Husten und Schnupfen verursachen, beim Knuddeln viel besser von einem zum anderen springen können. Aber egal, Hauptsache, es wird geknuddelt! Weil ich das so gern tue, sagt Oma nicht nur Zuckerrübchen, sondern auch manchmal Knuddelinchen zu mir. Ich bin also so was wie ein knuddeliges Zuckerrübchen oder ein zuckerrübiges Knuddelinchen. Ha, und wer kann das schon von sich behaupten?

 

Na, wer weiß, ab morgen Sie vielleicht, liebe Leserinnen und Leser. Zeigen Sie mal, was Sie in puncto Knuddeln so alles drauf haben. Auf alle Fälle wünsche ich Ihnen den schönsten und vor allen Dingen knuddeligsten Tag, den Sie bisher erlebt haben... und vergessen Sie ja nicht, ihn in diesem Jahr noch gaaanz oft zu wiederholen!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Hurra! ...        23.12.2017

 

morgen kommt das Christkind – heute ist aber schon mal das Fenjakind da! Mir kam nämlich die Idee, als kleines Weihnachtsgeschenk für alle Fenja-Fans noch schnell 'ne Kolumne zu schreiben. Außerdem vergeht die Zeit viel schneller, wenn man was zu tun hat. Nur dazusitzen und zu warten, bis das Christkind endlich kommt, das ist doch wirklich öde.

 

Den Erwachsenen wäre es allerdings mehr als recht, wenn sie in der Vorweihnachtszeit nichts anderes zu tun hätten, als zu warten. Was die Armen aber auch alles erledigen müssen: Geschenke aussuchen, Geschenke kaufen und Geschenke verpacken. Dann Päckchen zur Post bringen, zum Friseur gehen, Haus und Hof dekorieren, Plätzchen backen, Weihnachtsfeiern besuchen und jede Menge von diesem roten Saft trinken, den nur Erwachsene trinken dürfen, weil er nämlich so heiß ist, dass die Zunge Probleme macht und man nicht mehr richtig sprechen kann. Oh ja, was nicht alles getan werden muss!

 

Nun ist es aber beileibe nicht so, dass ich nichts zu tun gehabt hätte. Nein, denn ich habe den kleinen Tannenbaum im Puppenhaus aufgestellt, Geschenke gebastelt und außerdem ganz viele Glitzersterne verklebt. Und jede Menge Plätzchen habe ich auch noch gebacken. Männlein mit Schokoladenhosen zum Beispiel und Engelchen, die Zuckerguss auf den Flügeln haben. Und dann habe ich Oma und Opa gezeigt, was man mit dem Teig sonst noch so alles machen kann: Fingerabdrücke wie bei der Polizei und ganz viele hübsche, gut durchgewärmte Knetfiguren!

 

Und da die Fische ja jetzt ihren Winterschlaf halten, habe ich mich um die Vögel gekümmert: Futterstation aufgefüllt, Schnee unterm Häuschen weggemacht und Rosinen für die Amseln verteilt. Aber die armen Mäuschen, deren Spuren man im Schnee sehen konnte, die bekommen nichts, hat Opa gesagt. Unter anderem, weil sie im Schuppen Omas Liegestuhlauflage angeknabbert haben. Aber ist es ein Wunder? Was soll man denn machen, wenn man so schrecklichen Hunger hat und mit knurrendem Magen den Vögeln zuschauen muss, wie die sich den Bauch vollschlagen? Würde mich mal interessieren, was das Christkind zu so einer himmelschreienden Ungerechtigkeit zu sagen hat!

 

Ich muss Oma unbedingt mal fragen, ob wir dem Christkind nicht vielleicht einen Zettel hinlegen können. Erstmal muss ich sie allerdings erwischen, denn wie in den vergangenen zwei Jahren wirbelt sie unermüdlich durchs ganze Haus. Irgendwas ist sie immer am suchen. In diesem Jahr ist das Räuchermännchen aus dem Erzgebirge verschwunden. Aber ich versichere hoch und heilig: Ich habe nicht das Geringste damit zu tun!

 

Mit einer anderen Sache allerdings schon. Man muss nämlich wichtige Dinge anpacken, wenn es schon sonst keiner tut. Also werde ich morgen, wenn ausnahmsweise mal keiner ein Auge auf mich hat, heimlich zum Kühlschrank schleichen, eine große Scheibe Käse holen und vielleicht noch ein paar von den leckeren Vanillekipferln. Oh, was für eine Bescherung wird’s dann geben! Mäuschen, macht euch auf einen Heiligabend gefasst, der so schön ist, wie ihr ihn noch nie erlebt habt!

 

Ja, und genau so ein unglaublich schönes Weihnachtsfest wünschen meine Oma und ich auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser … nicht unbedingt mit Käse, aber mit gaaanz viel Liebe, Freude und Geborgenheit!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

 

Tierisch gut          30.09.2017

 

Wenn man, so wie ich, erst zwei Jahre alt ist, dann gibt es viele Dinge, die man zum ersten Mal erlebt. Das Meer sehen zum Beispiel, mit einem Aufzug fahren oder ganz alleine, ohne dass ein Erwachsener einem hilft, eine Treppe hoch laufen. Aber neulich, da ist etwas ganz Besonderes zum ersten Mal passiert: Ich war mit Oma und Opa im Zoo... das war echt toll!

 

Gut, so richtig toll fing die Sache nicht an. Kaum, dass ich in Kronberg auf dem Parkplatz des Opel-Zoos ausgestiegen war, musste ich mich übergeben. Zwei Schuldige waren jedoch gleich gefunden: Zum einen das große Stück Einback, das ich auf der Fahrt vertilgt hatte und zum anderen Oma. Ja, Oma! Von ihr habe ich nämlich nicht nur die Wuchsform meiner Finger geerbt, sondern wohl auch den leidigen Umstand, dass das Autofahren meinem Magen, wenn er gefüllt ist, nicht sonderlich gut bekommt.

 

Alles Unwohlsein war allerdings schnell vergessen. Kaum, dass Oma an der Kasse den Eintritt für uns bezahlt und zwei Tüten Futtermöhren gekauft hatte, fingen die Sensationen schon an. Lebendige Giraffen und Zebras, die viel, viel größer waren als in meinem Bilderbuch! Selbst, als ich auf Opas Schultern saß, musste ich immer noch ganz weit hoch gucken, um in das Gesicht des Giraffenpapas zu sehen! Selbst das Giraffenkind war riesig! Echt schade, dass ich nicht so einen langen Hals habe. Dann könnte ich spielend über die Hecke bei Oma und Opa gucken und nachschauen, was auf dem Spielplatz so alles los ist. Na ja, aber Mama hätte ein Problem – denn ich glaube kaum, dass sie sonderlich begeistert wäre, wenn sie mir einen zehn Meter langen Schal für den Winter stricken müsste.

 

Wie es sich für ein Kita-Kind aus der Pinguingruppe gehört, haben wir natürlich auch die Pinguine besucht. Die waren in einem großen Schwimmbassin aus Glas und deswegen konnte man ihnen wunderbar beim Tauchen zuschauen. Aber da muss ich als Kita-Pinguinkind in der Badewanne daheim noch gewaltig üben, bis ich das so gut kann. Und noch eins haben meine Kronberger Artgenossen mir voraus: Zum Glück haben sie keine Haare auf dem Kopf, die in der Badewanne gewaschen werden müssen.

 

Dann ging's weiter. An Ziegen, Füchsen, Affen, Dromedars und gaaanz süßen Erdmännchen vorbei kamen wir schließlich zu den Elefanten. Meine Güte, in Wirklichkeit sind die auch unheimlich groß – und ihre Zähne ebenfalls! Woher ich das weiß? Weil einer der Elefanten die ganze Zeit am Zaun stand und sich Möhrchen in sein weit geöffnetes Maul werfen ließ. Was für ein tolles Spiel! Wenn Opa sich beim Abendbrot ans andere Ende des Tischs setzt, könnte er mir wunderbar Brot-, Paprika- und Tomatenstücke in den Mund werfen. Ja, und um sicherzugehen, dass er sich auch richtig anstrengt, bekommt er dann von mir für jeden Treffer einen dicken Kuss!

 

Wie diese Sache ausgegangen ist, das erzähle ich Ihnen jedoch lieber nicht. Aber, und da werden Sie mir ganz sicher zustimmen, liebe Leserinnen und Leser – es gibt doch echt nichts Langweiligeres als einfarbige Tapeten... oder?

 

Ganz liebe Pinguingrüße

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Hallo Ostsee!          19.08.2017

 

Es ist immer gut, wenn man vorbereitet ist. Deshalb habe ich schon geraume Zeit vor unserem Weit-weg-Urlaub geübt – und zwar beim Ganz-nah-Urlaub, den ich regelmäßig bei Oma und Opa mache. Dann schnappe ich mir meinen Sonnenhut, meine Sonnenbrille, mein kleines Fernglas und meinen Bär und dann kann es losgehen mit der Vorbereitungswanderung durch den Garten. Stopp, ich habe ja noch was Wichtiges vergessen. Meine Tasche mit ein paar Kinderkeksen drin, die muss natürlich auch mit. Schließlich weiß man nie, was in so einem Urlaub alles passiert. Da kann ein wenig Proviant nicht schaden.

 

So, und nachdem ich zahllose Vorbereitungsrunden absolviert hatte und richtig, richtig gut vorbereitet war, konnte es losgehen. Hallo Ostsee – wir kommen! Vom Aufbruch habe ich allerdings nicht das Geringste mitbekommen. Als ich die Augen aufschlug, lag ich plötzlich nicht mehr in meinem Bett, sondern saß im Kindersitz. Und ich wunderte mich. Ganz, ganz viele Autos fuhren vor, hinter und neben uns. Oh je – wenn die auch alle zur Ostsee wollen, dachte ich, dann wird es dort wohl ziemlich eng werden!

 

Damit es Mama und Papa während der Fahrt nicht zu langweilig wurde, habe ich mit ihnen geübt. Ist echt nötig, denn sie müssen beide die Farben noch richtig lernen. Ich kenne sie alle schon ganz genau. Sogar pink und rosa kann ich prima unterscheiden. Mama und Papa haben da aber so ihre Probleme. Und deshalb habe ich bei jedem Auto, das an uns vorbeifuhr, gesagt, welche Farbe es hat. Nicht immer waren die beiden mit mir einer Meinung. Aber gut, ich will nachsichtig sein, manche Erwachsenen brauchen halt ein bisschen länger.

 

Doch ich muss sagen, als wir angekommen sind, da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Das sollte die Ostsee sein? Da konnte man ja problemlos auf die andere Seite gucken! Und nur ein kleiner Mini-Strand war zu sehen, für den es sich nicht lohnte, auch nur ein einziges Sandspielzeug auszupacken! Na ja, zum Glück stellte sich dann aber heraus, dass das Wasser nicht See oder Meer, sondern Elbe hieß und wir zum Frühstücken nur einen Zwischenstopp in einer Stadt namens Hamburg gemacht hatten.

 

Und dann kamen wir an der Ostsee an. Meine Güte, die ist vielleicht schön! Gaaanz viel Wasser und gaaanz viel Sand! Jede Menge Sandkuchen habe ich gebacken, den aber leider niemand essen wollte. Dabei schmeckt er gar nicht so schlecht, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Gut, meine Leibspeise ist er jetzt nicht unbedingt und außerdem macht er ziemlich komische Geräusche, wenn man auf ihm kaut – aber immer noch besser, als Fisch zu essen. Ja, wirklich, das machen die Leute da oben: Sie essen Fisch! So was Gemeines!

 

Deshalb haben wir bei der Rückfahrt gleich bei Oma und Opa noch zwei Tage Kurzurlaub gemacht. Ich wollte unbedingt wissen, ob irgendwer meine Fische im Teich aufgegessen hat. Zum Glück waren sie aber alle noch da und Opa hat mir fest versprochen, bis zu meinem nächsten Oma-Opa-Urlaub gut auf sie aufzupassen.

 

Passen Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch gut auf sich auf – und sollten Sie zu den Fischessern gehören, überlegen Sie sich das mir zuliebe bitte nochmal... ja?!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Oh jemine! …          01.07.2017

 

… da lässt man seine Oma mal drei Tage allein und was passiert? Sie muss mit einem schlimmen Wehweh im Bauch ins Krankenhaus! Tja, und was habe ich gemacht? Ja, genau, ich habe mir Mama, Papa und meinen Bär geschnappt und wir sind sofort zu ihr gefahren. Hat meinen Spielkameraden in der Gießener Kita zwar nicht gefallen, denn wir hatten noch so einiges vor an diesem Tag, aber Großmütter in Krankenhäusern gehen nun mal eindeutig vor.

 

Oma und ihre reizende Bettnachbarin haben vielleicht Augen gemacht, als ich durch die Tür kam! Nachdem Oma zum Trost zuerst mal einen dicken Kuss von mir bekommen hat, habe ich das Bett auf seine Tauglichkeit getestet und überprüft, ob es mich samt Oma aushalten kann – und was soll ich sagen: Ziemlich gute Qualität, es ist nicht zusammengekracht.

 

Zum Glück war ich krankenhausmäßig ja schon ein wenig vorbereitet. In einem meiner Bilderbücher muss der kleine Max nämlich auch ins Krankenhaus. In echt ist das alles aber noch viel interessanter. Tolle Sachen lernt man da kennen. Zum Beispiel den Beutel, der über Omas Bett baumelte und in dem was zu Trinken war. Tja, da sieht man mal, was es für Künstler gibt in so einem Krankenhaus: Haben die meiner Oma doch glatt in der Armbeuge einen Mund gebaut, mit dem sie durch einen langen Strohhalm, den man biegen kann, aus diesem Beutel trinken konnte. Unglaublich, nicht wahr! Und neben dem Beutel, da hing so ein Ding mit vielen bunten Knöpfen. Mit den gelben kann man das Licht an und aus machen und der große rote Knopf ist dazu da, um die Schwester zu rufen. Ja, denn auf der Station arbeiten viele ganz außerordentlich liebe Schwestern. Mannomann, muss das eine große Familie sein! Bloß die Eltern der Schwestern, die haben sich nicht blicken lassen. War allerdings auch gar nicht nötig, denn die fleißigen, hilfsbereiten Mädels schmeißen den Laden dort hervorragend alleine.

 

Wer weiß, möglicherweise ist ja der nette Doktor, der Oma operiert hat, der Papa der vielen Schwestern. Es muss ein richtiger Doktor sein, denn sonst hätte er die Operation nicht so toll hingekriegt. Aber sein Name passt irgendwie gar nicht zu seinem Beruf. Demnach müsste er nämlich eigentlich die flauschigen Tiere, aus deren Wolle meine Winterhausschuhe gemacht sind, hüten. Und stellen Sie sich vor: Er ist nicht nur Doktor, nein, Kameramann ist er auch noch. Bloß filmt er nicht Enkelkinder, wie Oma und Opa das machen, sondern guckt sich mit einer winzig kleinen Kamera seine Patienten von innen an. So, wie die Polizei sich manchmal mit Kameras auf die Suche nach Übeltätern macht, so filmt er entzündete Übeltäter in Bäuchen, die weh tun. Dann nimmt er den Übeltäter fest und der muss dann den Tatort, in dem Fall also Omas Bauch, umgehend verlassen.

 

Und nun befindet sich Oma, wie die Erwachsenen so schön sagen, auf dem Wege der Besserung. Aber so bald wie möglich werde ich mich auf den Weg machen, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen. Nicht, dass Oma sich auf einmal noch auf irgendwelchen Abwegen verirrt hat...

 

Bis bald, liebe Leserinnen und Leser – und bleiben Sie mir ja schön gesund!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Zuckerrübchen          27.05.2017

 

Am Donnerstag war Vatertag. Natürlich hat mein Papa da einen dicken Extrakuss von mir gekriegt. Seinen Dreitage-Bart hat er zwar immer noch nicht durch einen Nulltage-Bart ersetzt, aber schließlich kann ich ihn ja nicht immer nur auf die Nase küssen. Nein, auf der tanze ich lieber ab und zu ein bisschen herum. Außerdem hat Papa noch ein schönes Bild von mir bekommen. Auf dem habe ich ganz viele Ostereier gemalt. Ich weiß, Ostern ist schon eine Weile her. Aber Bilder von Ostereiern, die gelingen mir halt am besten. Am zweitbesten kann ich Feuerwehrautos malen, sagt Papa. Das Schmunzeln darüber kann ich mir jedoch nicht verkneifen. Die Feuerwehrautos, die ich nach Papas Meinung male, sind nämlich eigentlich Bagger. Aber es ist mir einfach zu anstrengend und dauert mir echt zu lange, bis ich ihm den Unterschied zwischen Feuerwehrauto und Bagger mit meinem doch noch sehr eingeschränkten Wortschatz erklärt habe. Außerdem freut er sich immer wie doll, wenn er auf meinen Gemälden überhaupt etwas erkennen kann – aber an der Trefferquote, da müssen wir noch arbeiten.

 

Mit dem Töpfchen ist es ähnlich. Obwohl dieses Ding ziemlich unbequem ist, tue ich Mama und Papa den Gefallen und setzte mich drauf, obwohl ich noch nicht so richtig kapiert habe, was ich da eigentlich soll. Aber bitteschön... wenn man mit bloßem Popo und bloßem Dasitzen seine Eltern glücklich machen kann! Außerdem macht Papa immer ganz lustige Sachen, wenn ich auf dem Töpfchen sitze. Er geht vor mir in die Hocke, kneift ganz feste die Augen zusammen, drückt die Lippen aufeinander und sein Kopf wird ganz rot. Und dann kommen ganz komische Geräusche aus seinem Mund. Die klingen ein bisschen so wie die, die er von sich gibt, wenn er die Bären aus meinem Bilderbuch nachmacht.

 

Von der Funktion mal abgesehen, ist mir aber auch völlig schleierhaft, warum das Ding „Töpfchen“ heißt. Bisher habe ich es noch nie auf dem Herd gesehen. Und einen Deckel hat es auch nicht. Ganz zu schweigen von den Griffen. Was die Erwachsenen sich bloß immer für Namen ausdenken! Es gibt Wolldecken, die heißen „Kolter“ und Würste, die „Hucki“ genannt werden. Hucki gefällt mir, das ist ein schöner Name. Und wenn Oma mich „Zuckerrübchen“ nennt, das gefällt mir auch. Aber „Windelwechsel“ und „Schlafenszeit“, das sind Begriffe, die gefallen mir gar nicht. Kann man die bitteschön bald mal aus diesem dicken Buch, in dem die vielen Wörter stehen, entfernen?

 

So, genug geplaudert. Jetzt muss ich Schluss machen. Dieses Wochenende bin ich nämlich bei Oma und Opa und da warten wichtige Erledigungen auf mich: Allen voran der Knuddelkurs und die Beschäftigungstherapie für Oma und Opa, denn den beiden darf auf keinen Fall langweilig werden. Gelangweilte Großeltern, nö, das geht gar nicht... schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren!

 

Auch Ihnen ein ganz und gar nicht langweiliges Wochenende, liebe Leserinnen und Leser – bis bald!

 

Ihre Fenja (alias Zuckerrübchen)

 

 

 

 

 

Frohe Osterhasen          15.04.2017

 

Hallo, meine lieben Leserinnen und Leser – haben Sie sich mittlerweile von Ihrer Fenjaritis erholt? Nein, noch nicht so ganz? Kein Problem, jetzt ist Schwester Fenja ja da. Sie werden sehen: Nach dem Lesen dieser Fenja-Kolumne wird es Ihnen wieder vieeel besser gehen. Apropos sehen: In den vergangenen Wochen habe ich jede Menge Möhrchen vertilgt. Was man nicht alles tut für seine Gesundheit! Offen gestanden gab es aber noch einen anderen Grund: Bis zum Osterfest wollte ich unbedingt meine Sehkraft stärken. Denn wenn schon das Christkind sich an Weihnachten nicht von mir hat erwischen lassen, dann will ich an Ostern wenigstens den Osterhasen mal leibhaftig zu Gesicht kriegen.

 

Die Voraussetzungen sind ziemlich gut. Von der Sofalehne aus habe ich einen super Überblick über die Terrasse und den Garten von Oma und Opa. Da lege beziehungsweise setze ich mich auf die Lauer. Hoffentlich kommt der Osterhase aber nicht ausgerechnet dann, wenn ich esse oder mein Mittagsschläfchen halte. Oder – noch schlimmer – in der Nacht! Das wäre durchaus möglich. Bei den vielen Möhrchen, die er futtert, kann der Osterhase auch im Dunklen sicher ausgezeichnet sehen. In diesem Fall habe ich aber leider wohl Pech gehabt, denn Opa will seine Wildkamera nicht rausrücken. Mit der hat er schon eine Waschbär-Mama mit ihren drei Kindern aufgenommen, die in der Nacht zum Trinken an den Teich gekommen sind. Auch Igelin Gustavine (geborener Gustav, wie Sie sich vielleicht erinnern) samt ihres niedlichen Nachwuchses, einen Marder und ganz viele Katzen hat die Kamera schon gefilmt. Aber Osterhasen filmen geht gar nicht, meint Opa. Wegen der Privatsphäre. Und weil der Osterhase ein Promi ist. Nachher kommt irgend so ein gewiefter Hasenanwalt und verklagt meinen Opa auf 100 Tonnen Karotten Schadenersatz, weil er angeblich Fake-News verbreitet.

 

Ach ja, ich würde den Osterhasen sooo gerne mal in echt sehen! Dann könnte ich ihn auch fragen, wie er das schafft, diese Unmenge Eier und Süßigkeiten für all die vielen Kinder zu besorgen. Wobei es damit ja noch nicht getan ist. Auch die Erwachsenen bekommen was von ihm. Oma, Opa, Mama, Papa, meine Tante und mein Onkel auch. Und Donald Trump. Ich glaube, der Mann mit den komischen Haaren bekommt vom Osterhasen immer eine riesige Jahresration Möhrchen. Ja, das sieht man doch ganz deutlich an der Farbe seines Gesichts. Na ja, aber eigentlich kann das nicht sein. Bei so 'ner Menge Möhrchen müsste er viel, viel besser sehen können. Das ist aber wohl nicht der Fall – sieht er doch Millionen Menschen bei seiner Amtseinführung, die in Wirklichkeit gar nicht da waren.

 

Sei's drum. Ich freue mich auf jeden Fall schon ganz doll auf morgen. Eier sind nämlich meine Leibspeise. Aber von frohen, frei laufenden Hühnern müssen sie sein. Ich hoffe, der Osterhase weiß das. Und mit zwei ganz frischen, knackigen Möhrchen vom Bio-Bauern, die ich für ihn im Garten verstecke, werde ich mich revanchieren und den Osterhasen froh machen. Denn erst, wenn alle froh sind, bin ich es auch.

 

Also: Frohe Ostern für frohe Osterhasen, frohe Hühner und selbstverständlich ganz, ganz frohe Ostern für Sie, liebe Leserinnen und Leser der OZ... bis bald!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

 

Ach, wie schön...          24.12.2016

 

heute kommt das Christkind! Im vergangenen Jahr war mir das offen gestanden ja nicht unbedingt so recht. Aber das lag nur daran, dass ich nicht genau wusste, was da auf mich zukommt. Wenn man noch nicht so lange auf dieser Welt ist und sich nicht auskennt, muss man schließlich auf alles gefasst sein. Doch meine Sorgen waren unbegründet. Das Christkind hat sich weder häuslich bei uns niedergelassen, noch hat es mir meinen Platz auf Opas Arm oder in seinem Herz streitig gemacht. Im Gegenteil: Es hat Geschenke dagelassen – gaaanz tolle! Einen Puppenwagen, mit dem kleine Mädchen wie ich laufen lernen können (was prima funktioniert hat), ein ganz tolles Bauernhof-Bilderbuch und eine Giraffe, die wunderbar laut quietschen kann!

 

Ansonsten ist aber alles beim Alten geblieben. Genau wie am letzten Heiligabend braust Oma auch heute ohne Unterlass von einem Zimmer in das nächste. Dazwischen veranstaltet sie mit Opa eine Art Ratespiel. Wo ist die goldene Schleife, die neben dem Telefon lag? Wo ist der Umschlag für den Zeitungsausträger ... und wo ist eigentlich Fenja?

Ha, die ist im Auftrag von Stiftung Weihnachtstest unterwegs und prüft gerade, ob der Bart des Nussknackers, der in Reichweite an einem der unteren Zweige des Tannenbaums hängt, echt ist – oder so unecht wie der Bart von diesem angeblichen Nikolaus auf dem Seltersweg in Gießen, der seinen Bart, um sich am Kinn zu kratzen, an zwei Gummibändern so weit heruntergezogen hat, dass er an seiner Brust hing wie ein Lätzchen. So ein Betrüger! Was mich aber noch mehr gestört hat als der falsche Bart vom falschen Nikolaus, das war das Lachen der Erwachsenen. Anstatt den Bösewicht kräftig auszuschimpfen, haben die sich kaputtgelacht. Da verstehe einer die Weihnachtswelt!

 

Ja, warum lachen Erwachsene über Sachen, die eigentlich überhaupt nicht lustig sind? Oma zum Beispiel. An Weihnachten schaut sie sich im Fernsehen immer wieder das Weihnachtsfiasko der saarländischen „Familie Heinz Becker“ an. Eine komische Familie ist das, die so eigenartig redet, dass man sie kaum verstehen kann. Die Christbaumspitze wird von dieser Familie „Chrischdbaamschpidz“ genannt. Das Schlimmste aber ist, dass sie sich dauernd zanken. So lange, bis das Schlimmste passiert, das an Weihnachten passieren kann: Der Christbaum fällt um! Und was soll ich Ihnen sagen? Ja, das ist die Stelle, an der meine Oma am lautesten lacht!

 

Und deshalb habe ich mir was überlegt. Oma will ja kein Geschenk, weil sie meint, dass ich ein sooo großes Geschenk sei, das für alle Weihnachtsfeste reicht, die noch kommen werden. Trotzdem will ich ihr aber was schenken – und zwar ein herzhaftes Lachen. Ich muss nur eine günstige Gelegenheit abpassen und warten, bis Omas Weihnachtsfieber sie mal wieder ins Wohnzimmer verschlagen hat. Dann ziehe ich mit kräftigem Ruck an den Füßen des Nussknackers – bis der ganze Christbaum umfällt. Alles live und in Farbe direkt in ihrem Wohnzimmer! Ich bin mir sicher: Oma wird begeistert sein und vor lauter Lachen keine Luft mehr kriegen!

 

Bevor ich diese geniale Aktion starte, will ich aber (auch im Namen meiner bald atemlosen Oma) nicht versäumen, allen Leserinnen und Lesern von Herzen ein gaaanz schönes Weihnachtsfest zu wünschen – ja, ein fröhliches Weihnachtsfest, an dem es gaaanz viel zu freuen und zu lachen gibt!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

 

Fenjaritis          29.10.2016

 

Neulich durfte ich zum ersten Mal Herbstferien machen – und zwar bei Oma und Opa. War auch nötig, denn ich musste bei den beiden dringend mal nach dem Rechten schauen. Von Papa habe ich nämlich erfahren, dass die zwei krank sind. Und krank zu sein, das ist ja niemals schön. Noch dazu hat Omas und Opas Krankheit einen ganz komischen Namen. Sie heißt so wie ich, bloß hinten ist noch was dran. Der genaue Name dieser Krankheit lautet: Fenjaritis. Hab ich noch nie was von gehört. Papa meinte, das einzige Mittel, das helfen würde, sei ich. Tja, und da kamen mir die Herbstferien gerade recht, um mein kleines Köfferchen und meinen Bären zu schnappen und mit dem Zug nach Alsfeld zu fahren.

 

Eigentlich hätte ich mich am Morgen dieses Tages gar nicht zu waschen brauchen. Oma und Opa haben mich abgebusselt, was das Zeug hielt. Und gar nicht krank, sondern fit wie meine zwei Turnschuhe kamen sie mir vor. Zuallererst musste ich natürlich in den Garten, um die Fische zu besuchen. Das Füttern, das ich so sehr liebe, war aber leider nicht möglich. Fische machen nämlich unten auf dem Grund des Teiches auch Herbst- und sehr lange Winterferien, hat Opa gesagt. Oh je, muss das langweilig sein! Nächstes Mal werde ich Opa fragen, ob ich ein paar von meinen kleinen Spielsachen in den Teich werfen darf, damit die armen Fische in den langen Ferien da unten wenigstens mit etwas spielen können, wenn sie schon nichts zu essen kriegen.

 

Aber wer weiß – vielleicht haben sie ja wirklich ganz schrecklichen Hunger und Opa weiß das nicht, weil Fische nicht sprechen können. Im Gegensatz zu mir. Ich kann schon ganz schön viele Worte sagen. Zum Beispiel „Oppa“. Da würde man hören, dass ich eine Hessin bin, meint Oma. Ich weiß, dass ich ein kleines Mädchen bin und der größte Schatz von Oma und Opa. Aber was ist eine Hessin? Egal, wenn nötig, wird mir das bestimmt mal einer erklären.

 

Aber was ein Spielplatz ist, das weiß ich schon genau. Vielleicht sogar extra für mich wurde ganz in der Nähe von Omas und Opas Haus ein funkelnagelneuer gebaut. Oma ist gleich mit mir dorthin gegangen. Sie hat sich auf die Schaukel gesetzt und mich auf den Schoß genommen. Oben im Gestänge der Schaukel hat was geknackt und unter in Omas Knie auch. Aber ich muss schon sagen: Ich habe eine Großmutter mit Durchhaltevermögen, die wunderbaren Sandkuchen backen kann, auch wenn sie danach etwas Mühe hat, aus dem Sandkasten wieder hochzukommen.

 

Ja, der Spielplatz ist wirklich toll. Dem- oder denjenigen, die die ausgesprochen gute Idee hatten, ihn zu bauen, sage ich herzlichen Dank – ebenso wie Ihnen fürs Lesen meiner Fenja-Kolumne. Die habe ich auch deshalb geschrieben, damit Sie schnell wieder gesund werden. Was, Sie sind gar nicht krank? Doch, doch, das sind Sie. Oma hat mir nämlich neulich erzählt, dass es unter den Leserinnen und Lesern der OZ auch einige gibt, die unter einer leichten Form der Fenjaritis leiden. Gute Besserung also, bis bald und ganz, ganz liebe Grüße!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Ferien sind prima          06.08.2016

 

Meine Güte, die Welt ist schon toll – zumindest das, was ich in meinen dreizehn Lebensmonaten bisher von ihr gesehen habe. Und lehrreich ist sie auch. Man lernt zum Beispiel, dass es Sachen in gaaanz klein, klein, mittel und gaaanz groß gibt. Na, ich sehe schon, dass ich das ein bisschen näher erklären muss. Also nehmen wir mal das Wasser. Da passt das gaaanz kleine Wasser in meinen Trinkbecher, das kleine in die Badewanne, das mittlere in den Alsfelder Erlenteich und das gaaanz große, das habe ich vor Kurzem gesehen: Das Meer!

 

Unglaublich, sooo viel Wasser – da konnte man zwar einen Anfang, aber kein Ende erkennen. Nur etwas kam mir ein bisschen komisch vor. Die Leute, die vor langer Zeit dem Meer seinen Namen gegeben haben, denen ist ein Fehler unterlaufen. Eigentlich müsste es nämlich Mehr heißen – bei immer mehr und mehr Wasser, das man da sieht. Warum aber die Leute dem Meer, an dem ich Ferien gemacht habe, obendrein den Namen „Nordsee“ gegeben haben, das kann ich mir nun wirklich beim besten Willen nicht erklären.

 

Der Edersee zum Beispiel, dem haben sie einen richtigen Namen gegeben. Das ist ein See, dessen Ende man vom Schloss Waldeck aus gut sehen kann – oder müsste es doch in diesem Fall vielleicht besser „seen“ heißen? Egal, auf alle Fälle ist es möglich, dass man um ihn herumlaufen oder -fahren kann. Das kann man bei einem Meer nicht, haben Mama und Papa gesagt. So, und deshalb habe ich mir nun vorgenommen, dass ich, sobald ich schreiben gelernt habe, dem Amt, das für das Wasser zuständig ist, einen Brief schicken werde, damit die Nordsee endlich den Namen bekommt, der ihr wirklich zusteht: „Nordmehr“. Gut, ich will mal nicht so sein – von mir aus auch „Nordmeer“.

 

In anderer Beziehung scheint den Namensgeber-Leuten aber ebenfalls ein großer Fehler unterlaufen zu sein. Denn das Stück, das man sieht, bevor das Meer anfängt, haben sie „Strand“ genannt. Strand – da kann man sich ja nun wirklich nicht den geringsten Reim drauf machen! Also wird mir auch hier nichts anderes übrig bleiben, als an das Strandamt zu schreiben und um Namensänderung zu bitten – und zwar in „Riesensandkasten“. Ja, das würde passen – mir und bestimmt allen anderen Kindern auch.

 

Jetzt mache ich aber erst einmal Ferien bei Oma und Opa – am Strand ihres Gartenteichs, in dem ganz viele Fische wohnen. Dort habe ich mein neuestes Hobby entdeckt: Fische füttern. Leider ist jedoch mein sonst so freigiebiger Opa in dieser Hinsicht ziemlich knauserig. Er hält die Fische nämlich auf Diät. Ja, wirklich! Ich bekomme drei- oder sogar viermal am Tag etwas zu essen, aber die Fische nur ein einziges Mal. Egal, wie feste ich an die Schuppentür, hinter der das Fischfutter versteckt ist, klopfe – Opa lässt sich nicht erweichen. Dabei sehen die Fische sooo hungrig aus! Aber das schaue ich mir nicht ewig an. Nein, sobald ich allein die Schuppentür aufkriege, werde ich schleunigst für Änderung sorgen. Worauf Sie und die armen Fische sich verlassen können!

 

Sie bekommen gleich Bescheid, wenn ich's geschafft habe. Bis dahin noch einen schönen Sommer und gaaanz liebe Grüße von

 

Ihrer Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Oma macht Urlaub         28.05.2016

 

Huhu... hier bin ich wieder, liebe Leserinnen und Leser: Ihre Vertretungskolumnistin Fenja! Höchste Zeit, dass ich was von mir hören lasse, ich weiß. Egal, wo Oma hinkommt – ob ins Gericht, zu ihrer Ärztin, ihrem Metzger oder der Friseurin ihres Vertrauens, überall wird sie gefragt, wie es mir gehe und was ich mache. Und da Oma momentan total im Vorurlaubsstress ist und außerdem immer noch ein wenig mit ihrer Erkältung zu kämpfen hat, habe ich nun schon zum vierten Mal beschlossen, ihre Vertretung zu übernehmen und Ihnen zu berichten, was in der Babywelt so alles los ist.

 

Okay, ich gebe zu: diesen blöden Erkältungs-Virus, den haben Oma und Opa von mir bekommen. Doch das war keine Absicht, nein, ganz bestimmt nicht! Im Gegenteil – ich habe ernsthaft versucht, die beiden von mir fernzuhalten, aber ohne Unterlass haben sie mich geherzt, geküsst und geknuddelt, es gab beim besten Willen kein Entkommen! Da hatte der doofe Virus natürlich freie (und vor allen Dingen kurze) Fahrt und hat sich gedacht: Oh prima, da sind ja noch zwei, die ich überfallen kann!

 

Opa meinte allerdings, das wäre nicht so schlimm. Der Virus würde schließlich in der Familie bleiben. Ich persönlich finde aber ziemlich schlimm, dass Oma und Opa diese schrecklichen weißen Papiertücher benutzen. Sie führen sie (freiwillig!) zur Nase und schütteln nicht wie ich den Kopf hin und her, um sie sofort wieder loszuwerden. Und dann kommen aus ihren Nasen ganz, ganz fürchterliche Geräusche! Sie nennen das „Schnäuzen“ und wenn man es hört, kann einem angst und bange werden, wirklich! Ich habe mir fest vorgenommen, das nicht zu machen, wenn ich groß bin. Nein, daran darf ich mir kein Beispiel nehmen. Das hört sich nämlich echt total gruselig an!

 

Ja, wie gesagt, Oma und Opa wollen bald in Urlaub fahren. Das gönne ich den beiden. Es gibt nur eines, das mich stört: Warum muss Oma ausgerechnet Opa mitnehmen? Ihre beste Freundin fährt doch schon mit, kann sie da meinen geliebten „Pa“ (so nenne ich ihn) nicht zu Hause lassen, damit er mit mir spielen und Späßchen machen kann? Keiner ist so ein prima Spielkamerad und keiner kann so tolle Grimassen schneiden wie mein Opa – und keiner (außer meinem Papa vielleicht) hat so eine schöne, weiche Kuhle am Hals, in der man sich so gut verstecken kann, wenn Oma hinter einem her ist. Ach ja, am Abschied von Opa werde ich mit meinen sechs Zähnchen mächtig zu knabbern haben!

 

Doch auch von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, muss ich mich jetzt verabschieden. Die Vorbereitungen für mein erstes Wiegenfest stehen nämlich an. Dass sie ihr „Wiegenfest“ feiern, sagen übrigens auch Leute, die so alt wie meine Oma sind. In der Wiege liegen sie in diesem hohen Alter bestimmt nicht mehr, aber vielleicht hat es ja damit zu tun, dass ältere Leute manchmal von Jahr zu Jahr mehr wiegen. Keine Ahnung, auf alle Fälle muss ich die Babywelt noch ein bisschen unsicher machen, bevor ich sie an meinem ersten Geburtstag verlasse und in die Kleinkinderwelt wechsele. Bin schon sehr gespannt, was da alles los ist – aber großes Ehrenwort: Auch von dort lasse ich regelmäßig was von mir hören... versprochen!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Omas Geschenk          24.12.2015

 

Oh je, Oma ist total im Weihnachtsfieber! Unermüdlich wirbelt sie mit rotglühenden Wangen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den gleichfarbigen Kugeln am Weihnachtsbaum haben, durch das ganze Haus. Mal hat sie eine Plätzchentüte in der Hand, mal wird noch schnell ein kleines Engelchen oder ein Strohstern an den Christbaum gehängt. Ich liege derweil auf meiner Krabbeldecke und betrachte mir das bunte Weihnachtstreiben.

 

Das ist so spannend, dass ich weder einen Schnuller noch ein Spielzeug brauche. Doch heute Abend wird es erst richtig losgehen, hat Mama gesagt. Da soll dann noch ein Kind kommen. Mir ist das ja eigentlich nicht so recht, bin ich doch die erste Adresse zum Schmusen, Knuddeln und Späßchen machen. Deshalb kann ich Konkurrenz eigentlich nicht gebrauchen. Aber sei's drum: Papa meint, dass das Kind, das Christkind heißt, sich nur ganz kurz hier blickenlassen wird, um die Geschenke zu bringen. Obwohl heute nicht mein Geburtstag ist, bekomme ich trotzdem Geschenke. Ist doch toll, oder?

 

Aber ein bisschen komisch finde ich das trotzdem. Oma hat nämlich gesagt, dass das Christkind heute Geburtstag hat. Und an seinem Geburtstag bringt es Geschenke? Ja, wirklich komisch. Dann fange ich jetzt am besten gleich schon mal mit dem Sparen an, damit ich an meinem 1. Geburtstag im Juni genügend Geschenke habe, die ich verteilen kann.

 

Was ich allerdings noch viel seltsamer finde, ist das Alter des Christkindes. Oma ist sicher, dass es im Jahre 0 geboren ist. Demnach müsste es also mittlerweile 2015 Jahre alt sein! Himmel, wie geht das denn? Na, das soll Oma mir bitteschön mal erklären – ein Kind, das 2015 Jahre alt ist!

 

Im Moment ist Oma aber gerade anderweitig beschäftigt. Sie sucht nämlich das Glöckchen. Opa musste deshalb die vielen Weihnachtskisten vom Dachboden wieder nach unten schaffen. Ach, der arme Opa, wo er sich doch gerade erst in den Finger geschnitten hat! Aber da kennt Oma kein Pardon. Weihnachten ohne Weihnachtsglöckchen geht gar nicht, hat sie gesagt. Weil das Christkind nämlich ansonsten ganz dumm aus der Wäsche gucken würde, wenn es heute Abend heimlich durch die geöffnete Wohnzimmertür fliegt – ja, stellen Sie sich vor: es kann fliegen! – und sein Glöckchen ist nicht da, mit dessen Klingeln es der kreßnerianischen Familienschar mitteilen kann, dass das festlich geschmückte Wohnzimmer wieder betreten werden darf.

 

Und dann, ja dann fängt Weihnachten richtig an! Oh, was bin ich gespannt! Die Pute, die Schneebällchen (das sind Omas saarländische Kartoffelknödel) und das Rotkraut interessieren mich weniger. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass sie besser schmecken als Mamas Milch. Nein, aber was das Christkind mir mitgebracht hat, darauf bin ich wirklich gespannt. Im Gegensatz zu Oma. Sie hat gesagt, sie brauche keine Geschenke. Ihr größtes, tollstes und wunderbarstes Geschenk hätte sie schon – mich nämlich. Na, wenn das kein superobertolles Kompliment ist!

 

So, jetzt muss ich aber Schluss machen. Oma kommt nämlich gerade um die Ecke, um ihr Geschenk mal wieder ausgiebig zu knuddeln. Vorher will ich Ihnen (auch im Namen meiner Oma) aber schnell noch was sagen: Haben Sie alle ein wunderschönes Weihnachtsfest… und jemand, der Sie ganz, ganz feste knuddelt!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

 

Oma chillt          02.10.2015

 

Hallo, liebe Leserinnen und Leser der OZ – hier bin ich wieder: Fenja Carlotta Kreßner, Enkelin und Kolumnenschreibvertreterin meiner Oma. Gerade einmal dreieinhalb Monate ist es her, dass ich kurz nach meiner Geburt sehr gerne Omas Job für eine Ausgabe übernommen habe, weil sie aus wirklich wichtigen Gründen verhindert war. Das ist, wie Oma mir voller Stolz mitteilte, von vielen Seiten mit großer Freude aufgenommen worden. Deshalb, und weil in der Familie einer für den anderen einstehen sollte, habe ich mich nun entschlossen, heute Omas Vertretung zu übernehmen, weil sie dringend mal ein bisschen chillen muss.

 

Außerdem wurde meine Oma von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, immer wieder gefragt, wie es der kleinen Fenja gehe. Und mal ehrlich: Wer könnte diese Frage besser und umfassender beantworten als die kleine Fenja selbst? Wobei wir eines gleich mal klarstellen wollen – von „klein“ kann eigentlich keine Rede mehr sein. Oh nein, ich bin nämlich ein richtig schweres Mädchen geworden und mächtig gewachsen (Oma meint, nicht umsonst würde es schließlich „Nachwuchs“ heißen).

 

Und ganz viel habe ich schon gelernt. Sehr deutlich meinen Unmut zu äußern, wenn Mama oder Papa mit dem Waschlappen an meine Ohren oder meinen Hals kommen und rechtzeitig die Augen zuzukneifen und den Kopf wegzudrehen, wenn Papa mit seinem Dreitagebart in die Nähe meines Gesichtes kommt. Na ja, vielleicht überzeuge ich ihn ja noch davon, dass das Ding irgendwann wegkommt und durch einen Nulltagebart ersetzt wird. Das liebe Gesicht, das er hat, würde dadurch gewiss noch viel hübscher.

 

Ach so, apropos Nachwuchs: Von meiner Oma soll ich Ihnen liebe Grüße ausrichten. Und außerdem soll ich nicht vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass sich herausgestellt hat, dass der Igel Gustav, von dem sie Ihnen neulich erzählt hat, eigentlich eine Gustavine ist. Klar, denn nur Gustavines können Nachwuchs bekommen. Vier kleine Igelchen sind es, die mir etwas Wesentliches voraushaben – sie können laufen. Brav dappeln sie hinter ihrer Mama her und weichen nicht von ihrer Seite. Deshalb hat mein besorgter Opa jetzt noch eine weitere große Igelburg gebaut. Aber ein bisschen Sorgen mache ich mir schon – wenn die Vierlinge in dem Tempo wachsen wie ich, bin ich mir nicht sicher, ob die im Winter noch alle in die neue Igel-Kita reinpassen.

 

Mal sehen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls echt froh, Bettchen als auch Kinderwagen für mich alleine zu haben. Nur ab und zu ist es ein klein wenig anstrengend. Dann nämlich, wenn sich große Gesichter über meinen Kinderwagen beugen, die ganz seltsame Töne von sich geben. „Butzi-butzi brabbellabbelabb“ und Ähnliches kommt aus ihrem Mund. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, was sie mir damit mitteilen wollen. Mama und Papa sehen so aus, als hätten sie ebenfalls keine Ahnung. Aber Oma vielleicht. Wenn sie mit ihrem Chillen fertig ist und sich genug erholt hat, dann werde ich sie gleich mal fragen.

 

So, meine liebe Leserinnen und Leser, jetzt chille ich auch noch ein bisschen. Vorher sollen Sie allerdings wissen, dass es mir mächtig viel Spaß gemacht hat, Ihnen heute wieder mal als Kommunistin – Verzeihung, ich meine natürlich Kolumnistin – zur Verfügung zu stehen. Bis bald, wenn es wieder mal heißt „Fenja übernimmt“, sende ich Ihnen ganz herzliche Grüße aus der spannenden Fenja-Welt!

 

Ihre Fenja C. Kreßner

 

 

 

 

Huhu... hier bin ich!         27.06.2015

 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser der OZ – darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Fenja Carlotta Kreßner. Freundlicherweise habe ich heute mal Omas Kolumne übernommen, denn sie ist immer noch ganz geschafft von meiner Geburt. Gut, die eigentliche Arbeit hat ja meine liebe, tapfere Mama gemacht, aber Oma hat nach Kräften mitgefiebert. Und nun freut sie sich und freut sich und freut sich. So sehr, dass sie mit dem Freuen überhaupt nicht mehr aufhören kann und deshalb keine Zeit mehr hat für irgendetwas anderes. Aber auch Opa ist total begeistert von mir. Ganz verliebt hat er mich angesehen, als er mich zum ersten Mal im Arm hielt. Ich habe mich natürlich auch sofort in ihn verliebt, fast so sehr wie in meinen Papa.

 

Zuerst hatte ich ja ein bisschen Angst. Denn als Mama und Papa mir erzählten, dass ich gleich in doppelter Ausführung Großeltern habe, befürchtete ich, dass es Riesen sein könnten, die sich über mein Bettchen beugen. Aber die Angst war unbegründet. Großeltern werden, wie ich festgestellt habe, deshalb als groß bezeichnet, weil sie großartig mit kleinen Enkelkindern umgehen können. Kein Wunder, sie haben an Mama und Papa ja auch schon kräftig üben können.

 

Mir kann also überhaupt nichts mehr passieren. Ich habe allen Grund, der Zukunft gelassen entgegenzusehen. Und ich habe ganz viel Zeit, um mir Kolumnen auszudenken oder mir Gedanken darüber zu machen, wie ich, wenn ich ein bisschen größer bin, so viel wie möglich zu Omas und Opas körperlicher Ertüchtigung beitragen kann. Schließlich sollen sie noch lange fit bleiben und recht viel mit mir unternehmen. Hoppe-hoppe-Reiter wäre zum Beispiel ein wunderbares Oberschenkeltraining für meine Oma, und die Oberarme meines Opa könnten super gestählt werden durch ausgiebiges Anstoßen von Schaukeln. Doch auch das Gedächtnistraining kommt nicht zu kurz: Oma kann ihre Kenntnisse im Windelwechseln auffrischen und Opa seine Erinnerungslücken schließen bezüglich der 27 Strophen der „Vogelhochzeit“.

 

Prima, außer dass mal aus der Windel ein bisschen was heraustropft oder ein Bäuerchen ein wenig Milch aus meinem Bauch wieder hinaus befördert, kann also gar nichts mehr schiefgehen. Ja, dafür werde ich schon sorgen. Nicht grundlos soll Oma schließlich meinen, dass ich ein unfassbares Wunder bin und es einen guten Grund gibt, warum sich die Worte Enkel und Engel nur durch einen kleinen Buchstaben unterscheiden.

 

So, aber jetzt muss ich Schluss machen. Es ist an der Zeit, mich schlafen zu legen. Das muss ich ziemlich oft tun, denn es ist ganz schön anstrengend auf dieser Welt. Mamas leckere Milch trinken, die Windeln ordentlich voll machen und ab und zu (aber wirklich nur ganz, ganz selten) mal ausprobieren, wie laut ich überhaupt schreien kann. Ja, das schafft einen ganz schön. In Mamas Bauch war das Leben um einiges entspannter. Hier draußen ist es dafür aber richtig spannend und ich lerne täglich jede Menge Neues. Das ist sehr wichtig, denn ich habe noch ganz viel zu lernen. Was ein Dessert ist, zum Beispiel. Oma meint nämlich, ich sei das Dessert ihres Lebens – und zwar ein ganz wunderbares und unglaublich süßes.

 

Also, dann bis bald. Wenn Oma am Kolumnen-Ausdenken wieder mal gehindert sein sollte, dann werde ich gerne für sie einspringen... bis dahin winke winke und ganz liebe Grüße aus der spannenden Babywelt!

 

Fenja C. Kreßner

 

 

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